Prostata und PSA

Artikel #933 vom 18.12.2017


Kürzlich hatte ich Sie einen Brief mitlesen lassen, in welchem die Ehefrau berichtete, ich hätte das Prostatakarzinom als Ursache von Gewichtsabnahme entdeckt, während 10 Fachärzten dies vorher nicht gelungen war.

Die hatten kein PSA gemacht. Ein einfacher Bluttest, mit welchem man Prostatakrebs erkennen kann. Wenn der Wert hoch genug ist, mit hoher Sicherheit. Das war hier der Fall.

Genauso hatte ich Ihnen schon früher berichtet, dass bereits 18-jährige Krebszellen in der Prostata aufweisen. Und etwa 60% der 60-jährigen. Das können wir zusammenfassen

  • 17% amerikanischer Männer erhalten im Laufe ihres Lebens die Diagnose Prostatakrebs. Das sind 56 Millionen (aus 330 Millionen). Ganz schön viel.
  • Der typische Amerikaner hat nur eine 3%ige Chance, an Prostatakrebs zu sterben (wie z.B. Linus Pauling oder Richard Feynman.)
  • Heißt in anderen Worten, nur einer von sechs Prostatakrebsen ist tödlich.
  • Viele, viele Prostatakrebse werden nie groß genug, um überhaupt gefunden zu werden. Hackethal, mein Oberarzt in Erlangen, sprach daher vom Haustierkrebs.

Ja, aber wenn man doch mit dem PSA Test das Problem in jedem Fall so leicht lösen kann? Wo bleibt da ein Problem? Nun, PSA bietet eben in der Regel keine klare Aussage. Dazu gibt es zwei, nämlich eine amerikanische und eine europäische Großstudie.

  • Die amerikanische Studie (PLCO) umfasste 77 000 Männer. Die Hälfte wurde regelmäßig PSA getestet, die andere nicht.
    Regelmäßiges PSA-Screening fand 22% mehr Fälle von Prostatakrebs. Dummerweise hat diese Tatsache die Überlebenszeit nicht beeinflusst. Die war in beiden Gruppen gleich.
  • Die europäische Studie (ERSPC) umfasste 162 000 Männer.
    PSA-Screening reduzierte das Sterberisiko an Prostatakrebs um 20%. Heißt: Statt 3% sank dieses Risiko auf 2,4%.
  • Der Preis dafür? Um einen Todesfall zu verhindern, mussten 48 Männer, die eigentlich kein Risiko hatten, behandelt werden. Also Operation und/oder Bestrahlung.

Hat sich das ganze gelohnt? Wissen Sie: Operation hat zwei Risiken, nämlich

  • Die erektile Dysfunktion. Nichts geht mehr. Und die Inkontinenz. Sie tragen ab sofort Windeln. Am Schreibtisch.

Daraufhin hat die US Preventive Services Task Force die Daten zusammengefasst, analysiert und fand heraus: (Jetzt wird’s wirklich spannend) Für jeweils tausend Männer, die 10 bis 15 Jahre regelmäßig PSA-kontrolliert wurden

  • wurde ein Todesfall an Prostatakrebs verhindert
  • wurde 120 Männer (falsch-positiv) umsonst biopsiert
  • erhielten 100 Männer die Diagnose Prostatakrebs. 80 davon wurden behandelt. 60 hatten die oben genannten, sogenannten ernsten Komplikationen.
    Zur Erinnerung: Nicht mehr können und/oder Windeln tragen.

Schlussfolgerung: Deshalb hat diese in der USA zuständige Services Task Force 2012 allen Ärzten der USA geraten, das Routine-Screening (PSA Test) für Prostatakrebs einzustellen. Denn das Risiko der folgenden Behandlungen/Falschbehandlung sei höher als der Nutzen.

Anmerkung: Nicht in meinen Augen, nicht in meiner Hand. Denn die in USA übliche, routinemäßige Biopsie gibt es bei mir nicht. Grundsätzlich nicht. Heißt ja nichts anderes, als Tumorzellen in die Blutbahn zu schleusen und im Körper zu verteilen. Hier stoßen wir auf den blinden Fleck der Schulmedizin heute: Die haben immer noch nicht begriffen, dass Tumorzellen in der Blutbahn eine außerordentliche Bedeutung haben. Ich erinnere an Professor Wiestler (Heidelberg), der die Rolle der Stammzellen so deutlich beschreibt.

Wen es interessiert: Wir kennen Kernspin, kennen PSMA-PET-CT, kennen HIFU, und andere schonende Maßnahmen.