Artikel #973 vom 27.08.2018
Deswegen war die Kokainsucht der deutschen feineren Gesellschaft im 19. Jahrhundert durchaus akzeptiert. Solang man sich höflich benimmt und den Anderen nicht belästigt...kein Problem. Suchtfolgen sollte man mit sich selbst ausmachen. Gilt auch für harte Drogen heute.
Für mich entscheidend ist natürlich „solange man den Mitmenschen nicht belästigt“. Und genau dies tut der Raucher in penetranter Weise. Der stinkt. Der verbreitet seinen Gestank um sich herum und belästigt mich. Unverzeihlich. Fehlende Kinderstube. Sehen Sie: Das steht für mich im Vordergrund.
Weil man seinerzeit noch im Flugzeug rauchen durfte und mein Sohn Asthma hat. Durch Zigarettenrauch ganz akut schwer krank wird. Hat den hinter mir sitzenden Raucher überhaupt nicht gestört. Auch nachdem ich Ihn gebeten hatte.
Allerdings… wenn man aufhören möchte? Mit dem Rauchen? Der einzig vernünftige Rat: Ersetzen Sie diese eine, Ihre Sucht, gegen eine andere, die weder Ihren Körper noch die Gesellschaft belästigt. Fällt mir das Marathonlaufen ein. Das mein ich ganz ernst. So spreche ich auch. Und erinnere stets, dass ich keinen Marathonläufer kenne, der auf halber Strecke kurz anhält, verstohlen eine Fluppe reinzieht, kurz abhustet und dann weiterläuft. Geht nicht. Gibt’s nicht. Ahhh…ja!
Oft versucht man, Rauchern das Nichtrauchen schmackhaft zu machen dadurch, dass man Ihnen erzählt, wie schnell der Körper sich erholt, wenn sie nur schlagartig heute mit dem Rauchen aufhören. Ich hab´s Ihnen mal in einer Tabelle zusammengeschrieben. Ist es nicht verblüffend, wie schnell das geht?
So erholt sich Ihr Körper nach der letzten Zigarette
Nach 20 Minuten: | Puls und Körpertemperatur normalisieren sich, der Blutdruck sinkt, die Durchblutung verbessert sich. |
Nach 8 Stunden: | Die roten Blutkörperchen transportieren wieder mehr Sauerstoff, da das Kohlenmonoxid aus dem Blut nun abgebaut ist. |
Nach 1 Tag: | Das Herzinfarktrisiko sinkt. |
Nach 2 Tagen: | Geruchs- und Geschmackssinn verbessern sich. |
Nach 3 Tagen: | Sie können wieder leichter atmen. |
Nach 3 Monaten: | Die Lungenkapazität ist bis zu einem Drittel verbessert. |
Nach 9 Monaten: | Sie husten weniger, die Nasennebenhöhlen sind wieder frei und die Infektionsgefahr für Lunge und Bronchien sinkt. |
Nach 1 Jahr: | Das Risiko für einen Herzinfarkt hat sich halbiert. |
Nach 5 Jahren: | Das Krebsrisiko(Lunge, Mundhöhle, Luftröhre, Speiseröhre) hat sich halbiert. |
Nach 10 Jahren: | Das Lungenkrebsrisiko entspricht fast dem eines Nichtrauchers. |
Nach 15 Jahren: | Das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen ist nun so hoch, als hätten Sie nie geraucht. |
So macht man Menschen Mut! So bringt man sie auf den richtigen Weg! Denn natürlich weiß jeder Raucher, dass ihm neben dem Lungenkrebsrisiko auch der Herzinfarkt und der Schlaganfall droht. Aber…dass diese Gefahr so schnell und so einfach beseitigt werden kann nach Rauchstopp? Schon nach zehn Jahren kaum noch Krebsrisiko - schon nach 15 Jahren kaum noch Schlaganfallrisiko. Toll!
Hinter all diesem sarkastischen Spott stecken leider ein paar nüchterne Tatsachen. Die sich der Mensch regelmäßig dann klar macht, wenn es zu spät ist. Das gilt für jeden von uns. Scheint mir eine Art Schutz der Evolution zu sein. Schutz vor depressiven Gedanken.
Denn die Wahrheit kann manchmal tatsächlich depressiv stimmen. Denke ich sofort wieder an die deutsche Politik. Nur...ich habe meiner Frau versprochen, mir Kommentare zu diesem Thema zu verkneifen.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz