Der Eid des Hippokrates

Artikel .1008 vom 08.04.2019


Thema eines Artikels der Frankfurter Rundschau Januar 2019. Wohlüberlegte Gedanken, die sich wie so häufig mit dem sollte, müsste, könnte beschäftigen und dann ad acta gelegt werden.

Das Grundgesetz sollte eingehalten werden. Die Europa-Verträge hätten beachtet werden müssen. Einen Amtseid dürfte man nicht brechen.

Und in der Medizin? Die Parallelen Politik/Medizin werden mir von Tag zu Tag deutlicher.

Sie glauben bestimmt, dass Ihr Arzt, dass Ihre Ärztin nach dem Medizinstudium den Eid des Hippokrates geschworen hat. Weit gefehlt. Manche Ärztinnen und Ärzte wissen nicht einmal, was im Eid des Hippokrates eigentlich steht.

Warum das so ist? Weil der Eid in den 60iger Jahren abgeschafft wurde. Aus einem schlichten Grund: Dort war der Schwangerschaftsabbruch strikt verboten. Und genau der wurde ja per Gesetz zu dieser Zeit in Deutschland erlaubt.

Ärzte heute halten sich an ein sogenanntes „Gelöbnis“. Eine hellblaue Broschüre mit Regeln. Die mir wichtigste Regel lautet

...die Gesundheit zu erhalten und wieder herzustellen“

Gegen diese Regel wird täglich in praktisch jeder deutschen Arztpraxis verstoßen. Wir erhalten keine Gesundheit. Da müssten wir uns ja um Gesunde kümmern und die dann anleiten.

So wie ich über ein Jahrzehnt jedes Wochenende die Menschen hautnah zum Joggen angeleitet habe. Zum Gesundessen. Es praktisch vorgemacht habe. Es gelebt habe.

Und dann... „die Gesundheit wieder herzustellen“. Das gelingt eben nicht mit einer Tablette. Mit einem Betablocker, mit einem Antibiotikum, mit einer Zuckertablette, mit einem Asthmaspray kann von „Gesundheit wiederherstellen“ keine Rede sein.

Also macht man sich Gedanken, den Eid des Hippokrates zu erneuern. Nur, so lese ich, „eine ethisch korrekte Formulierung ist aber kaum möglich“. Ist tatsächlich unmöglich.
Weshalb? Da klärt mich dieser Artikel in der Frankfurter Rundschau auf. Habe ich so deutlich zusammengefasst noch nicht gelesen. Interessiert? Der Präsident der Ärztekammer Berlin, der Chirurg Dr. Günther Jonitz hat es einmal zusammengefasst:

„Unter der jetzigen, von der Politik gewollten Kommerzialisierung des Gesundheitswesens kann es keine funktionierende ärztliche Ethik geben. Erst kommt das Fressen und dann die Moral – so einfach ist das“

Heißt übersetzt, ein neuer, ethisch korrekter Eid müsste Passagen enthalten wie

  • Ich will keine fragwürdigen Rückenoperationen vornehmen, auch wenn sie sehr gut bezahlt werden.

    Kommentar: könnte ich aus dem persönlichen Nähkästchen plaudern...

  • Ich will keine schwerwiegenden Diagnosen erfinden, damit die Krankenkassen mehr Geld bezahlen müssten.

    Kommentar: die Krankenkassen fordern die Ärzte dazu auf. Sie bekommen nämlich dann mehr Geld aus dem „Topf“

  • Ich will nie eine Behandlung zerteilen, um sie mehrfach abrechnen zu können.

    Kommentar: banal. Habe ich persönlich so oft erlebt...

  • Ich will nie für unnötige medizinische Handlung werben, die ich dann selbst in Rechnung stellen kann.

    Kommentar: Alternativmedizin-Methoden, die außerhalb des Krankenscheins abgerechnet werden.

  • Ich will keine Chefarztverträge unterschreiben, in denen mir ein Bonus für erfolgreiches Wirtschaften versprochen wird.

    Kommentar: Ein Bonus schlägt jede Ethik. Schließlich hat der Chefarzt auch 3 Kinder, die studieren sollen. Das kostet.

  • Ich will immer für die Priorität der Medizin gegenüber jeden Geschäftsinteressen kämpfen.

    Kommentar: Teure neue Medikamente, die keinen Deut besser sind als ältere, billigere.

  • Ich will der Verwandlung des Gesundheitswesens in einen Wirtschaftszweig mit allen Mitteln entgegen treten.

    Kommentar: längst zu spät. Keine Chance.

Alles bedenkenswert. Den wichtigsten Punkt kennt der kluge Journalist natürlich nicht. Lässt sich wie folgt formulieren:

  • Ich will nie mehr überteuerte Medikamente verschreiben, wenn das gleiche Ziel auch mit billigen (Vitaminen) oder kostenlosen (Ketose, Joggen, Meditation) Mitteln erreicht werden kann.

Na, das wäre ein Eid. Hippokrates würde strahlen: hat er doch immer behauptet, dass die stärkste Medizin die Nahrung sei.

Lesen Sie doch noch einmal die News der Ketose-Woche. Überzeugt? News ab 21.1.19.