Wir hatten uns geeinigt darauf, dass es nur eine Krankheit gibt. Die mag leicht sein, wie ein Schnupfen, oder tödlich, wie ein Krebs. Immer geht es um das Gleichgewicht zwischen dem angreifenden schädlichen Prinzip und Ihrer Immunabwehr. Langsam, langsam aber eben sicher wird auch in Medizinerkreisen deutlich, dass eine der stärksten Waffen gegen "die Krankheit" die Bewegung ist. So finden sich Überschriften wie "Sport ist bei Krebs mindestens so wichtig wie ein Krebsmedikament". Erstaunlich. Ein paar Beweise gefällig?
In mehreren groß angelegten prospektiven (also vorausgeplanten) Studien wurde gezeigt, dass die körperliche Aktivität Tumorpatienten vor Rezidiven schützt. Darunter sind die Daten der Nurses Health Study (Holmes/JAMA 2005). Da wurden 3000 Frauen mit der Diagnose Brustkrebs bis zu 18 Jahre lang nachbeobachtet. Circa 1 Stunde schnellen Gehens pro Woche reduzierte im Vergleich Frauen mit weniger Bewegung das Rezidivrisiko um 20%, bei zwei bis drei Stunden wöchentlich betrug die Risikoreduktion 40% und bei mehr als drei Stunden sogar 50% - bei Hormonrezeptorpositiven Tumoren!
Eine 10-jährige Nachbeobachtung von 573 Frauen mit Dickdarmkrebs ergab, dass bei regelmäßiger Bewegung (6 Stunden straffes Gehen pro Woche) die Gesamtsterblichkeit um 43% und die Krebssterblichkeit um 39% niedriger war als bei Frauen, die sich weniger als eine Stunde pro Woche bewegten (Meyerhardt/Journal of Clin Oncology 2006).
Solche Prozentzahlen mögen Sie überlesen. Ein Arzt tut das nicht. Die sind ungeheuerlich, weil wir genau wissen, dass wir diesen Erfolg mit der gesamten Krebsmedikation keinesfalls erreichen können. Weshalb SCHREIT HIER EIGENTLICH NIEMAND LAUT? Nun...Prof. Halle in München tut's ja schon.
Die kompletteste Zusammenfassung zum Thema stammt von der American Society for Nutritional Sciences aus dem Jahre 2002. Da wurden 170 Studien zum Thema Bewegung und Krebs ausgewertet. Es fand sich
Bewegung verhindert:
Brustkrebs 30 – 40%
Prostatakrebs 10 – 30%
Unterleibskrebs 30 – 40%
Lungenkrebs 30 – 40%
Wobei ganz wichtig ist die Anmerkung: Die Prozentzahlen sind hier nur vage zu werten. Es wurde jede Art der Bewegung genommen, auch langsames Spazierengehen. Bei richtiger, also strammer Bewegung und Joggen würden die Prozentzahlen deutlich höher ausfallen.
Als Fazit lese ich übrigens, dass es bereits ein "breites Umdenken" unter der Ärzteschaft gäbe. Seit überzeugend gezeigt werden konnte, dass Bewegung und Sport die Heilungschancen verbessert. Und ganz deutlich: "Wer Patienten empfiehlt, sich nach einer konventionellen Krebsbehandlung auszuruhen, ist nicht mehr auf dem neuesten Stand der Forschung". Eine sehr neutrale Ausdrucksweise. Könnte man auch ein bisschen gröber formulieren, oder?