Diabetes Typ I

Ist ein weites Feld. Wissenschaftlich sehr genau erforscht bis hinunter in die molekularen Ursachen. Erforscht deshalb so umfassend und genau, weil

  • Insulin eine direkte Hilfe ist. Ein Segen.

  • Insulin zeitlebens nötig ist und daher eine ganze Industrie davon lebt.

Entscheidend ist, was unten ankommt. Unten, also beim Patienten. Grundsätzlich wird diesen Patienten mit Insulin zunächst das Leben gerettet. Sollte man immer wieder laut und deutlich sagen. Dann aber… ist der Krankheitsverlauf in der Regel ein sehr beklagenswerter.

Das liegt an den Blutzuckerschwankungen. An der eben doch regelmäßig vorkommenden Unterzuckerung wie auch Überzuckerung. Dem Gleichgewicht also zwischen

  • gegessenen Kohlenhydraten und

  • gespritztem Insulin

Eine außergewöhnlich ehrliche (Misserfolge werden zugegeben) wie auch energische (medizinische Märchen werden auch so benannt) Arbeit zum Thema Typ I liegt gerade vor mir. Aus Schweden. Veröffentlicht im Diabetol Metab Syndr 2012; 4: 23

Eine Arbeit, die vom gesunden Menschenverstand lebt. Scheint banal und selbstverständlich, ist es aber nicht. Denn auch hier wird betont, dass bei Diabetes Typ I eine kohlenhydratreiche, fettarme Kost "widely recommended" sei. Eigentlich doch ein unglaublicher Skandal.

Hier jedenfalls werden Patienten mit Diabetes Typ I aufgeklärt über Kohlenhydrate (das scheint nötig). Vier Wochen lang. In Gruppen. Und dann 4 Jahre lang verfolgt. Der Witz des Programmes:

Maximal 75g KH täglich

Resultat: Hba1c sinkt von 7,7% auf 6,4% (normal unter 5,7%)

Ehrlich: Nur 48%, also die Hälfte der Patienten macht bei diesem Programm auf Dauer mit. Die anderen bekommens erklärt, erklärt, erklärt und… können auf KH einfach nicht verzichten. Spitzen lieber mehr Insulin. Dabei könnten sie die Insulinmenge in diesem Programm halbieren.

Das entscheidende Ergebnis aber war, dass die so gefährlichen Blutzuckerschwankungen fast völlig verschwanden. Bei 40g KH pro Tag sogar "Around-the-clock euglycemia" erreicht wurde. Alles sehr erfreulich dann, wenn die Menschen sich zur Mitarbeit durchringen konnten. Gelingt – noch einmal – gerade Mal der Hälfte.

Jetzt weiß ich, was Diabetologen in Deutschland denken, wenn sie unsere News hier lesen. Die Mahnungen, die Warnungen, die Erfolgsberichte. Die Praxis heißt wohl: Nur 50% machen mit. Da sollte man nicht verzweifeln?

Energisch ist die Arbeit, weil hier erneut und ein für alle Mal festgestellt wird, dass

  • Es keine "Evidenz" gibt für kohlenhydratreiche, fettarme Kost beim Diabetes Typ I

  • Es keine "Evidenz" gibt, dass tierisches Fett Herzkrankheit verursache

  • Keine "Evidenz" existiert dafür, dass Eiweiß Nierenerkrankung verursache

  • Dass im Gegenteil erhöhter Blutzucker 3,5 Mal häufiger die Niere schädigt (Albuminurie), nicht Eiweiß.

Die Autoren müssen ziemlich verzweifelt sein. An der Realität verzweifeln. Wohl auch an ihren Kollegen. Denn sie halten es für nötig, die hier angeführte praktische Gebrauchsanleitung (maximal 75g KH täglich) ausdrücklich zu begründen mit den zentralen medizinischen Erkenntnissen der

  • Physiologie

  • Biochemie

  • Pharmakologie

Tja. Ich nenne das bloß gesunden Menschenverstand. Noch direkter: "Jeder Aff weiß Bescheid".