Der europäische Gedanke ist etwas Großartiges. Bringt Studien hervor wie EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Hier wurden im großen Rahmen Zusammenhänge untersucht zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ II Diabetes.
Kein Zufall, dass diese beiden Erkrankungen (unter vielen möglichen) eigens genannt werden: Beide Krankheiten haben zur Basis den Zucker, wie Sie wissen. Übrigens ziemlich elitäres Wissen. Fragen Sie mal irgendeinen Diabetes-Spezialisten… sie werden sich wundern.
Zur Ernährung gehört anscheinend auch das Glas Wein. Prompt wurde der Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebs noch einmal neu aufgerollt. Auf Grund von Daten unschlagbar vieler Teilnehmer, nämlich 363 988. Die Anzahl ist wirklich riesig. Hier stimmt die Statistik. Teilnehmer aus acht europäischen Ländern.
Neu sollte untersucht werden, wie viel Krebsfälle eigentlich auf Alkohol zurückzuführen seien. Auch die Abhängigkeit von der Dosis hat interessiert.
Das Ergebnis war recht übersichtlich. Alkohol war schuld an 57 600 Krebserkrankungen bei Männern, an 21 500 Krebserkrankungen bei Frauen. Solche Zahlen mögen Sie überlesen. Jeder Arzt sieht hier die tragischen Einzelfälle vor sich.
Dabei war die Mehrzahl dieser Krebserkrankungen dann aufgetreten, wenn Männer mehr als zwei Gläser, Frauen mehr als ein Glas Bier oder Wein pro Tag getrunken hatten. Das war uns bekannt. Die DGE erlaubt ja (erlaubt, nicht befiehlt) Männern 20 g Alkohol, also ein Glas Wein und Frauen die Hälfte.
Neu und überraschend war für mich ein einziger Satz von Frau Prof. M. Schütze, der Erstautorin:
"Noch mehr Krebserkrankungen ließen sich vermeiden, wenn jeder ganz auf Alkohol verzichten würde."
Jeder. Weiß die Dame, was sie damit sagt? Laut Gesundheitsministerium trinken ja 94,5 % der deutschen Erwachsenen regelmäßig Alkohol.
Was der Mensch in seiner fröhlichen Stimmung (nach einem Gläschen) sich selten klar macht ist die Tatsache, dass es in der Medizin in Wahrheit keine Statistik gibt. Dass in der Medizin immer ein Patient und ein Arzt sich gegenüber sitzen. 1:1. 50 %: 50%. Entweder es trifft Sie oder es trifft Sie nicht. Nix Statistik.
Zum großen Glück sind Sie Läufer. Sie können diese EPIC-Studie mit einem Lächeln genießen. Betrifft Sie nicht. Gratuliere!
Quelle: Brit Med J (2011) doi:c.1136