Schreibt mir eine junge Dame als Antwort auf den Exkurs über Anna Karenina. Über unsere Einstellung zu Glück und Unglück. Das Bemerkenswerte an ihrem Brief ist ihre praktische Ausdrucksweise. Da kann ich, möglicherweise auch Sie noch durchaus etwas lernen. Darf ich?
Ich lese seit einigen Jahren regelmäßig Ihren Newsletter und lasse mein Blut untersuchen. Und jetzt habe ich wieder einmal festgestellt, dass ich damit ein deutlich angstfreieres Leben führe als vorher.
Aktuell (übrigens genau am 3.3. zum Newsletter über Bandscheibenvorfall) plagen mich Probleme mit der LWS. Starke Schmerzen, Bewegung sehr eingeschränkt. Nach 3 Wochen Heilpraktikerin/Osteopathie, Salbe, Wärme hatte ich freitags die Schnauze voll und bin doch zum Arzt. Röntgen, Kernspin – Diagnose: Alter Bandscheibenschaden. Am Montag geht's nun weiter mit den Vorschlägen zur Behandlung. Den besagten Newsletter (vom 3.3.) im Hinterkopf dachte ich von Anfang an nur: Okay, das ist jetzt Fakt – hier ist ein Defizit/Schaden, den gehen wir an.
Oder letztes Jahr die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung: Ich hab mir nie Gedanken gemacht...dachte nur, ich hab über Jahre ganz gute Blutwerte, da wird sich so schnell nicht so was ganz bitter Böses gemeldet haben (die stets vorhandene Angst vor Krebs ist hier gemeint). Hatte Ihnen geschrieben, Sie hatten geantwortet. Mit Ihrer Rückmeldung seiner Zeit konnte ich dann auch leichten Herzens weitere Behandlungen (Endoskopie, Gewebsproben etc., etc.) ausschlagen (ausdrücklich: sie hat auf sich vertraut, auf ihr gutes Blut, auf ihr Körpergefühl). Bis heute habe ich nichts mehr von meiner Bauchspeicheldrüse gehört.
Hinzu kommt, dass Ärzte viel weniger "bedrohlich" sind als früher. Das Bewusstsein, dass es eben keine Halbgötter in weiß sind, sondern Menschen, die ihr eigenes Weltbild haben und halt so gut sie können danach handeln, macht es mir leichter, unabhängig davon mir meine eigenen Gedanken zu machen, und dann Entscheidungen zu treffen.
Was ich damit sagen will: Sowohl Ihr Newsletter als auch die Bluttests helfen mir, ein angstfreies Leben zu führen. Das macht innerlich unglaublich frei. Na, wenn das nichts ist?!
Da hat jemand praktisch verstanden. Man kann Schmerzen bei Pankreatitis doch nicht einfach wegzaubern. Und Bandscheibenbeschwerden sind nun einmal da. Neu – vielleicht auch für viele von Ihnen – ist der Umgang mit diesen Tatsachen. Deshalb der Artikel Glück und Unglück mit Bezug auf Leo Tolstoi. Und deshalb wohl inzwischen Hundert andere Artikel, die versuchen, Ihnen klar zu machen, dass nicht die Tatsachen entscheidend sind, sondern Ihr Umgang mit den Tatsachen.
Wunderbar und praktisch geschildert in diesem Brief.