Ferritin: Langsames Erwachen!

Etwa 1991 begann die Aera von Epo. Erythropoietin. Ein Hormon, gespritzt bis dahin nur Nierenkranken. Mit einer durch die kranke Niere bedingten Blutarmut. Eine Anämie. Also einem zu tiefen Hämoglobin.

Natürlich reiner Zufall, dass 1991 der Siegeszug von Miguel Indurain begann. Fünf mal hintereinander hat er die Tour de France gewonnen. Aber wie: Stichwort: Moped. An jedem Berg. Einfach an den anderen vorbeigezogen. Phänomenal.

Das schien sich damals herumzusprechen. Vielleicht nicht bei allen...jedenfalls hat Lance Armstrong, beginnend 1999 mit dieser Methode gleich sieben mal die Tour gewonnen. Und der arme Jan bliebt Zweiter. Ach ja...

Was wir daraus lernen? Das rote Blut, unser Sauerstoffträger, ist entscheidend für den sportlichen Ausdauererfolg. Gilt heute selbstverständlich auch im Marathon.

Was aber tun, wenn man nicht dopen möchte oder kann? Wenn man das Geld gar nicht hat? Ja, dann sollte man einmal beginnen, sich mit seinem Körper wirklich zu beschäftigen. Nicht nur wie ein Dumm-Deppel im Kreis herumzurennen (nennt sich Training), sondern seine Körperchemie zu studieren und ... zu verbessern. Genau das nenne ich Bluttuning. Genau deshalb kommen die Sportler auch zu mir.

Die Basis, der allererste Wert beim Bluttuning heißt Ferritin. Der Eisenspeicher. Für die meisten Ärzte auch heute nur: Ein Speicher. Wie voll der ist, völlig gleichgültig. Hauptsache, er ist nicht ganz leer. Scheint ja irgendwo logisch. Und prompt druckt Ihnen jedes Labor aus: Ein Wert von 20 ug/l ist beginnend normal.

Ich habe mich erst 30 Jahre täglich mit dem Ferritin beschäftigt. Wissend, dass das nicht nur ein Speicher ist, sondern dass dieser Wert direkt proportional ist dem Myoglobin. Dem roten Blutfarbstoff im Muskel selbst. Sie können ja mit dem Hämoglobin Sauerstoff transportieren, so viel Sie wollen. Wenn im Muskel kein roter Blutfarbstoff, kein Myoglobin sitzt, das jetzt den Sauerstoff übernimmt und der Muskelzelle selbst gibt, nützt Ihnen ein noch so hohes Hämoglobin gar nichts.

Sieht man immer so schön beim Marathon: Die laufen los wie Weltmeister und nach 20 Kilometern sagt – bei tiefem Ferritin, also wenig Sauerstoff im Muskel – der Muskel ade. Kannst ruhig weiterlaufen, aber ohne mich. Er wird einfach sauer. Und macht zu.

Auch heute noch ist Ferritin bei den meisten Sportbetreuern terra incognita. Neuland. Die fangen gerade an darüber nachzudenken, dass man ja auch den ungedopten Körper sehr wohl sehr viel leistungsfähiger machen .... könnte.

Woher ich das weiß? Liegt vor mir eine Studie aus dem Jahre 2011. Da hat man Ruderer (weibliche) untersucht. Und fand bei diesen hochtrainierten Sportlerinnen 30% mit einem Ferritin unter 20 ug/l.

In meinen Augen unmöglich. Etwa ab 60 beginnt Leistung. Bei Männer etwa ab 120 (nachdenken). Ich persönlich hatte stets über 300. Sonst hätte ich mich gar nicht nach Hawaii getraut...Schließlich wollte ich mich nicht blamieren.

Zurück: Diese 30% mit Ferritin unter 20, für mich Null, brauchten für hübsche 2 km-Strecken 21 Sekunden länger als die Ruderinnen mit "normalem" Ferritin. Volle 21 Sek. länger heißt: Nix Medaille.

Der Studienleiter empfiehlt also, zu Beginn eines Trainingsprogrammes von Athleten doch bitte Ferritin zu messen. Empfiehlt er jetzt, 2011.

Da verdreh ich beinahe die Augen. 25 Jahre Nichtwissen. Wozu haben die Sportlerinnen (die 30%) in der Zwischenzeit, in den letzten Jahren überhaupt trainiert, sich angestrengt? Alles für die Katz.

Genau so sehe ich die deutsche Leichtathletik.

Quelle: Int J Sport Nutr Exerc Metab 2011 Dec;21(6):501