Gast-News Nr. 35
Wenn’s im Fuß zwickt, beim Joggen, mit jedem Schritt ein bisschen unangenehmer Schmerz entsteht…
Dann freut man sich (tun wir mal so), dass sonst alles in Ordnung ist. Und erinnert sich daran, was ein Interesse ist.
Ein Interesse ist es, diesen Schmerz loszuwerden. Und weil man unentwegt weiterläuft, belastet man den anderen Fuß eben etwas mehr.
Läuft man zu zweit, fangen jetzt vielleicht die Gedanken an. Ob der andere merkt, dass man grad ein bisschen humpelt. Und der Laufpartner ist ein netter Kerl. Der sich für andere interessiert. Der teilnimmt an meinen Interessen.
Oder: Der Laufpartner hat sich aufgerafft, mal wieder mit uns zu laufen. Obwohl er doch 3 Wochen pausiert hat. Und hat jetzt Seitenstechen. Er erinnert sich daran, was ein Interesse ist. Er will diesen Schmerz loswerden. Und weil man unentwegt weiterläuft, drückt man seine Finger ins Zwerchfell.
Vielleicht fangen bei ihm dann die Gedanken an. Ob wir merken, wie er seine Hand, wie ein blutiger Laufanfänger, ins Zwerchfell bohrt. Wie peinlich. Dabei ist er doch eigentlich ein sehr guter Läufer.
Hier hilft die Wissenschaft (tun wir mal so), und sagt uns, dass wir leider unsere persönlichen "Interessen" immer in den Köpfen anderer rumschwirren sehen (siehe, Egocentrism drives misunderstanding in conflict and negotiation, Journal of Experimental Social Psychology 51 (2014) 15-26).
Nur, so sind wir halt. So funktioniert eben der Mensch. Nennt sich intuitive Empathie. Jeder hat mal Schmerzen. Jeder hat "Interessen". Wir sind alle Menschen. Also gibt es immer etwas, das uns verbindet.
Erinnern Sie sich ans Gotische? Worte, die mit me- beginnen, sind Dinge, die vor uns liegen. Worte, die mit mi- beginnen, sind Dinge, die vom Kopfe hochsteigen. Das gotische Wort für "mein" ist "meins" und beginnt mit me-. Das gotische Wort für "Gedanke" ist mitōns und beginnt mit mi-.
Mein Gedanke. Ein Gote würde sagen, der Gedanke ist im Zentrum. Der Besitz, mein, dagegen liegt vor uns. Deshalb legen wir unsere Interessen immer in das, was vor uns liegt. Legen Fleisch auf den Tisch. Legen Schönes in die Welt. Bringen den Menschensamen unter.
Ihr Gedanke ist ihr Laufpartner. Ihr Gedanke ist ihr Partner. Ihr Gedanke ist die Welt.
The world is what you think it is.
Ein Satz der Huna-Religion. Aus Hawaii. Wenn Goten und Hawaiianer dasselbe sagen, darf man sich, ganz rational, mal fragen, wo kommt das her? Wenn sich Sprach-Gedanken über tausende Kilometer um die gleiche Wahrheit drehen. Wir unser Verhalten danach richten.
Es kommt alles aus dem einen Unterbewusstsein.
Die Wissenschaft entdeckt allmählich, was wir Menschen, wir Läufer, längst wissen. Wir laufen unentwegt weiter. Und machen uns liebe Gedanken. Die wir in die Welt legen.
Muns. Gotisch für Guter Wille. Liebe. Der gute Gedanke. Lauf-Gedanke.