Macht Hirn kaputt. Hatte ich Sie soeben – sanft andeutend – wissen lassen (News vom 09.04.15). Und Ihnen damit meinen persönlichen Eindruck geschildert.
Sie glauben gar nicht, wie lieb sie sich um mich gekümmert haben. Die Anästhesisten. Nicht nur damals, sondern auch jetzt. Schriftlich. Narkose sei gar nicht so schlimm. So einer. Auch er hätte eine Vollnarkose hinter sich und sein Gedächtnis hätte (so glaube er) nicht gelitten.
Mensch Meier!
Es ist immer ungut, wenn ein Arzt einem Patienten (der bin im Moment ich) erzählt, was er gefälligst zu fühlen und zu denken hätte. Mein Leitgedanke heißt: "Der Patient hat immer recht." Und mein Gedächtnis… wobei der Kollege wohl auch die Zahl 17 überlesen hatte.
Dabei längst bewiesen, zunächst an Mäusen, auch an Ratten: Narkose zerstört dauerhaft das Gedächtnis der Tiere. Und ganz neu (2014): Auch beim Menschen. Ziemlich raffiniert bewiesen:
Kinder, die in den ersten 12 Lebensmonaten eine Narkose benötigt hatten, wurden 10 Jahre später getestet und verglichen. Mit viel statistischem Aufwand. Eindeutig war das Gedächtnis in seiner Leistung vermindert. Die Wirkung?
Narkosemittel blockieren den Botenstoff Glutamat und verhindern damit Informationsübertragung.
Narkosemittel erhöhen auch den Botenstoff GABA. Setzen damit die Erregbarkeit der Nervenzellen herab und verhindern Informationsübertragung.
Die große Hoffnung: Bei Kleinkindern muss das neuronale Netz ja erst wachsen. Kinder sind also besonders empfindlich. Auf Narkosegas. Bei älteren, 60 bis 70 Jahre alten Schluffis… kann man da oben noch irgendetwas stören…zerstören? Muss ich leicht lächeln.
Diese Studie gibt’s nicht. Schon weil man da erst genügend Sportler (nach Operation) finden müsste. Also hellwache, ständig vollkonzentrierte, höchst intelligente, coole Typen. Sportler eben. Bei denen man dann logischerweise eine Verschlechterung auch erkennen könnte.
Nicht-Sportler dagegen… aber hier bremst mich die Höflichkeit. Ach wissen Sie was: Lächeln Sie einfach mit. Ein bisschen Abstand haben wir doch hoffentlich...
Übrigens: Den so mitfühlenden Anästhesisten kann ich beruhigen. Ersten: Er täuscht sich. Zweitens: Es gibt höhere Werte als Intelligenz und Gedächtnis. Deshalb drittens: Sind mir wurscht, die 17 Narkosen und ihre eindeutigen Folgen. Und jetzt steig ich auf mein Radel…
Quelle: Neuropsychopharmacology (2014) 39, 2275-2287