Corona und kluge Ingenieure

Ingenieure sind klug. Weil sie eine bestimmte Denkweise erlernen: Die naturwissenschaftliche. Logische Zusammenhänge erkennen. Und in aller erster Linie: Praktisch denken müssen.

Also denkt mein Lieblings-Ingenieur auch über die Sache mit dem Corona-Virus nach. Was dabei herausgekommen ist, habe ich Ihnen im Folgenden abgedruckt. Ein bisschen länglich, aber … einfach verblüffend. NÄMLICH PRAKTISCH. Darf ich?

China, Corona und die Türklinke

Typisch für Diktaturen: Kritiker und Whistleblower werden gnadenlos unterdrückt. Probleme gelangen nicht bis an die Spitze, weil willfährige Subalterne sie lieber totschweigen als zugeben. Sie wissen genau was ihnen blüht, wenn sie eine schlechte Nachricht nach oben melden. Die Rede ist ausnahmsweise nicht von VW, sondern vom Reich der Mitte und dem Umgang mit dem Corona-Virus. Hätten die Verantwortlichen auf unterster Ebene frühzeitig Alarm geschlagen, wäre VW, pardon, China viel Ärger erspart geblieben.

Noch besser als ein funktionierendes Frühwarnsystem wäre allerdings die Prophylaxe, also Maßnahmen, um Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Das traurige Schicksal von Präventionsmaßnahmen ist, dass man nie weiß, ob Probleme ihretwegen nicht auftraten, oder ob sie auch ohne sie nicht aufgetreten wären. Vorbeugung kostet Geld, das in Ereignisse investiert wird, die nicht stattfinden. Für knallharte Kostensparer immer ein gefundenes Fressen. Mit der Abschaffung befördern sie nicht selten ihre Karriere. Die Folgen können dann andere ausbaden.

Wie könnte eine wirksame Prophylaxe gegen die Verbreitung von ansteckenden Krankheiten aussehen? Impfen wäre eine Möglichkeit, wenn es einen wirksamen Impfstoff gibt. Übersteigt die Anzahl der Geimpften eine gewisse kritische Schwelle, findet der ansteckende Keim keine infizierbaren Opfer – die Krankheit ist scheinbar ausgestorben. Was dann prompt zu Impfmüdigkeit führt, bis die kritische Schwelle in der anderen Richtung unterschritten wird, und jederzeit wieder eine Epidemie ausbrechen kann.

Was kann noch eine Ausbreitung verhindern? Natürlich in erster Linie Hygiene. Hygiene am Arbeitsplatz, in Mietshäusern, in sanitären Einrichtungen, in Kaufhäusern, in der Lebensmittelbranche usw. Die Gefahr ist überall dort besonders hoch, wo Menschen auf engstem Raum unmittelbar miteinander in Kontakt treten. Aber es gibt einen weiteren Ansteckungsmechanismus, nämlich die Verbreitung über den indirekten Kontakt. Der nimmt seinen Anfang auf Toiletten. Nicht überall gibt es einen automatischen Wasserhahn und genügend Papierhandtücher. Meistens muss man den Wasserhahn von Hand zudrehen (Kontakt 1), das Handtuch ist schon benutzt und feucht (Kontakt 2), oder man verzichtet aufs Abtrocknen oder gleich gänzlich aufs Händewaschen. Man verlässt das "stille" Örtchen, indem man den Türgriff innen betätigt (Kontakt 3), rausgeht, und von außen die Tür schließt (Kontakt 4).

Viren und Bakterien brauchen zum Überleben eine nasse oder feuchte Umgebung. Auf den Türgriffen von Toilettentüren finden sie die idealen Voraussetzungen. Nach kürzester Zeit sind die Klinken triefend nass, und alle weiteren Benutzer bekommen ebenfalls nasse Hände. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn auf dem Weg zum Arbeitsplatz sind noch viele Türen mit kontaminierten Händen zu bedienen, die dann ebenfalls als Biotop für Keime infrage kommen (Kontakt 5, 6, 7, …).

Ein Infizierter hat viele Gelegenheiten, seine Keime auf eine dieser Türklinken zu übertragen. Alle anderen, die durch diese Türen gehen, übertragen die Keime von Tür zu Tür weiter. Dabei müssen sie sich nicht einmal selbst infizieren. Es genügt, wenn ein Infizierter jeden Tag einen weiteren ansteckt. Dann nimmt die Ausbreitung einen progressiven Verlauf: 1, 2, 4, 8, 16 – bereits nach fünf Tagen hat man es mit einer ausgewachsenen Epidemie zu tun.

Was kann man dagegen tun, wie kann man sich schützen? Latexhandschuhe anziehen wie das Klinikpersonal? Wie die Kriminalisten am Tatort? Oder wie Professor T.?

Apropos Kliniken. Die Pfleger*Innen müssen nach jedem Krankenkontakt die Handschuhe wechseln und sich desinfizieren, um eine Verbreitung von Keimen über Türen, Tastaturen und Instrumente zu vermeiden. Besondere Sorgfalt ist seit dem Auftreten von multiresistenten Keimen geboten. Das kostet viel Zeit und Energie. Besser wäre, sie müssten die Türklinken gar nicht erst anfassen. Also in alle Krankenzimmer automatische Türen einbauen? Ein aussichtsloses Unterfangen.

Also muss man sich etwas anderes einfallen lassen. Vorsichtige Naturen vermeiden den Handkontakt mit Türklinken, indem sie sie mit dem Unterarm betätigen. Sie schützen sich dadurch selbst vor Ansteckung, und verbreiten die Keime auch nicht weiter. Leider sind die meisten Türgriffe dafür nur schlecht geeignet. Besonders das Zuziehen der Tür bereitet große Schwierigkeiten. Also müsste man mit einem geeigneten Hilfsmittel die Türgriffe so ergänzen, dass eine Bedienung mit den Unterarmen problemlos möglich ist, im Idealfall sogar mit einem Tablett in den Händen.

Für dieses Problem gibt es eine Reihe von Lösungen, die alle mehr oder weniger aufwändig sind und nicht überall anwendbar. Eine Universallösung mit gerade noch vertretbarem Aufwand könnte so aussehen:

Ein über der Türklinke angebrachter Zusatzhebel ist so gebogen, dass man bequem mit dem Unterarm zwischen Hebel und Türblatt kommt, und die Klinke über eine Koppelstange herunterdrücken kann. Gleichzeitig kann man die Tür zu sich heranziehen oder wegdrücken. Wichtig außerdem: Die Tür lässt sich weiterhin "normal" bedienen. Aber es geht noch einfacher. Ein passend geformtes Kunststoffteil wird über die Türklinke geschoben und rastet an der Achse der Türklinke ein – fertig.

Oben: Türklinke normal Unten: Türklinke mit aufgestecktem Zusatzelement Herstellkosten für ein derartiges Spritzgussteil in großen Stückzahlen: irgendwo zwischen 1 und 3 Euro. Das Teil eignet sich auch perfekt für einen 3D-Drucker, sowohl vom Material her (Thermoplast), als auch von der Größe her (< DIN A4).

Genaueres unter dem Gebrauchsmuster Nr. 20 2017 001 052

Vertuschen von unangenehmen Vorkommnissen findet nicht nur in diktatorischen Umgebungen statt. Politiker und Bürokraten wiegeln reflexhaft ab, wenn es um die Aufklärung der Bevölkerung bei gefährlichen Wahrheiten geht. "Keine Panik, wir haben alles im Griff", heißt es dann. Genauso lautete auch die offizielle Stellungnahme im Falle von Corona, als die ersten Infizierten auftauchten. Schritt für Schritt verschärft sich dann der Ton, bis sich die Tragweite beim besten Willen nicht mehr vertuschen lässt. Manchmal muss man sich fragen, ob die Organe des Staates für oder gegen die Bürger arbeiten.

Angst sei ein schlechter Ratgeber, heißt es oft. In Wirklichkeit ist Angst der beste Ratgeber den wir haben. Seien Sie ängstlich, wenn Sie im ICE die Toilette benutzen. Nehmen Sie Latexhandschuhe und Desinfektionsmittel mit, wenn Sie auf Reisen gehen

Oder noch besser – bleiben Sie zuhause.

Das ist für Sie und die Umwelt das Gesündeste.

Jacob Jacobson www.der-autokritiker.de