Sage bitte keiner, dass die Schulmedizin sich nicht bemüht. Sich nicht anstrengt. Sich nicht kümmert. Das tut sie nämlich unbestreitbar. Auch wir haben als Assistenzärzte an der Uniklinik rund um die Uhr geschuftet, waren für den Patienten da.
Dass wir uns in einem falschen System bewegt haben, also gestrampelt haben wie die Ameisen und das Wort "Ausweg", also gemeint "Heilung" gar nicht kannten, nun, das war uns nicht bewusst. Sie verstehen, dass ich meine Kollegen immer und immer wieder verteidigen werde. Weil ich ihr Bemühen kenne. Dass dieses Bemühen auch pathologische Züge haben kann, beweist mir eine der geduldigsten Patientinnen des Jahrzehnts. Zunächst etwas ganz übliches:
Die Dame leidet an Depressionen, an Schlafstörungen mit Schlafmittelabhängigkeit, an brennenden Nervenschmerzen in den Beinen, Armen und Oberkörper.
Natürlich kümmert man sich. Viel, viele Ärzte, Kliniken. Und sie bekommt – es wird Sie nicht überraschen – Medikamente. Nur…. So etwas haben auch Sie noch nie gelesen.
Handschriftlich liegt vor mir der Medikamentenplan der letzten 2 Jahre. Bitte lassen auch Sie sich beeindrucken:
● Cortison-Stoßtherapie (5000mg Urbason) ● Hydal retard
● Dipidolor ● Codidol retard
● Tramabene ● Neodolpasse
● Novalgin
● Parkemed ● Voltaren
● Dalacin (Zahn OP) ● Hexalen
● Lyrica ● Seractil forte
● Neurontin ● Sirdalud
● Paspertin ● Pantoloc
● Ulsal ● Dibenzyran
● Ranic Hexal ● Agopton
● Maalox (massive Gastritis von Schmerzmitteln) ● Delpral (Rivotril)
● Thictazid ● Pantoprazol
● Dronabinol ● Cannabidiol
● Rivotril ● Noctamid
● Zoldem ● Seroquel
● Temesta ● Senrecolm
● Saroten ● Trittico (Depression)
● Cyrndralte ● Risperdal
● Zyprexa ● Stablon
● Sertralin ● Valdoxan
Dazu kommt als kleines Bonbon auch eine 14-tägige stationäre Entzugsbehandlung. Man wollte ihr das Schlafmittel Rivotril abgewöhnen. Wie man das gemacht hat? Mit noch mehr. Also für das eine (Entzug) gleich sieben andere Gifte:
● Femidom (Barbiturat) ● Mirtabene
● Dormirel ● Seroquel
● Cipralex ● Nozinan
● Agopton
Übrigens: Die Patientin lebt noch. Sitzt mir gegenüber. Bittet um Hilfe. Lebt also trotz all dieser ungeheuren Menge von Schmerzmitteln, Psychopharmaka usw.. Alles von Ärzten rezeptiert und verschrieben.
Manchmal mag ich auch nicht mehr. Mag nicht mehr kommentieren. Ist das wirklich die Medizin, die ich gelernt habe, für die ich geschuftet habe? Die mein Leben bestimmt?
Mit Sicherheit: Nein.