Laufen – "Ein wahres Wundermittel"

Zitat einer 63-jährigen Dame. Die es wissen muss. Die es erlebt hat. Man braucht seinen Mitmenschen ja nur zuzuhören, um dazuzulernen. Täglich. Um Respekt zu bekommen: Der Mitmensch ist doch tatsächlich manchmal fast so klug wie man selbst. Und er hat manchmal doch fast so Schlimmes erlebt und so hart gearbeitet wie man selbst. Sind Sie nicht auch jedes Mal überrascht nach einem intensiveren Gespräch?

Aber Spott bei Seite: Lese ich über eine Schauspielerin namens Renan Demirkan. 63 Jahre. Brustkrebs vor 5 Jahren. Was dann kam, schreibt sie, "war die Hölle":

Durch und während der Bestrahlung hätte sie eine Bestrahlungs- Demenz entwickelt.

Was ist das? Nun: Hören wir ihr einfach zu:

"Genau zu dem Zeitpunkt hatte ich eine Theaterrolle angenommen. Ich hatte aber keinen Zugriff auf mein Gedächtnis. Ich habe von einem Moment zum anderen vergessen, was ich gerade gesagt habe.

Ich konnte keinen Text mehr behalten. Das war unbeschreiblich beschämend!"

Kann man eigentlich nur verzweifeln. Den Krebs kann man ja nicht wegdeuteln. Um die Bestrahlung kommt man offenbar nicht herum. Irgendeine Tablette, die einem das Gedächtnis zurückgibt, kenne ich bei diesem schweren Bild auch nicht. Nun, die Schauspielerin war zäh. Wörtlich "Disziplin und Pflichterfüllung gehören zu meinem Lebens-ABC". Die hat gesucht und gelesen.

Und entdeckt doch tatsächlich in ihrer Verzweiflung eine Studie, die belegt, dass Sport neue Verbindung im Gehirn schafft.

Noch einmal: Sport schafft neue Verbindungen im Gehirn.

Das erzähle ich Ihnen seit 30 Jahren. In jedem Vortrag, in jedem Seminar. Durch Laufen wächst das neuronale Netz, also die Verknüpfungen der Gehirnzellen. Sprich Ihr Gedächtnis. Ihr Gehirn wird buchstäblich wieder jung. War für mich übrigens der Auslöser, öffentlich aufzutreten. Das wollte ich Ihnen unbedingt mitteilen.

Jetzt kommt ´s erst: Frau Demirkan (63) hat das ernst genommen… in ihrer Verzweiflung natürlich. Hat sich ein Laufband angeschafft und ist

täglich 2 – 5 Stunden

auf das Laufband. Jeden Tag. Zwei bis fünf Stunden. Die hat nicht mit mir diskutiert, ob es 20 oder 30 Minuten sein müssen (müssen!). Die ist in ihrer Not – ich wiederhole es gerne, weil auch ich so staune – 2 bis 5 Stunden gelaufen. Und was passierte?

"Innerhalb von 10 Tagen konnte ich den Text wieder behalten."

Das war ´s. Wollte ich Ihnen mitteilen. Es lohnt sich wirklich, seinen Mitmenschen zuzuhören. Die haben alle (alle!) Schlimmes erlebt. Und viele von Ihnen haben das Schlimme überwunden. Auf die eine oder andere Weise. Wir können alle nur dazu lernen.

Solche erstaunlichen Erlebnisse, Tatsachen sammle ich und gebe ich weiter. Nennt sich News.

Quelle: FREIZEIT REVUE 2/2019, Seite 94