Doof ist normal

Doch, doch. Hier herrscht allgemeiner Konsens. Sonst würde die Mehrheit der Deutschen uns Sportler, Sport treibende Ärzte ja nicht (heimlich, höflich, verschämt) für Spinner halten. Spinner, die da Marathon rennen. Die am Wochenende nichts Besseres zu tun haben, als durch den Wald zu pesen. Die nach Hawaii fliegen, nicht um zu baden, sondern um dort eines der härtesten denkbaren Abenteuer zu erleben.

Tja. Was ist normal? Die gültige Vorstellung von normal hat unnachahmlich und eindrucksvoll Michael Nehls beschrieben. Erinnern Sie sich? Der vormals dicke Akademiker, der zwei Mal das RAAM bestanden hat. Und zwar wie! Man muss sein Video einfach genossen haben.

Nehls erregt sich darüber, dass Psychiater wie Dr. Förstl (München) Alzheimer für unausweichlich halten. Käme einfach so mit dem Alter. Sei wohl ein "natürlicher Alterungsprozess des Menschen ".

Dahinter, meint Nehls, stecke die perfide Logik, nach der unsere moderne Lebensweise samt all ihren Konsequenzen als normal und damit unabänderlich gelte.

Derselben Logik folgend könnte man auch behaupten, die völlig ausgezehrten Kinder mit ihrem aufgeblähten, kleinen Bäuchen in der wüstentrockenen Sahel Zone seien gar nicht krank, weil es dort schließlich normal sei, nicht genug zu Essen zu haben.

Genauso könne man sagen, es sei hier bei uns doch völlig normal, sich mit Kohlenhydraten und Fett zu mästen. Daher sei ein Herzinfarkt schon im mittleren Alter keinesfalls eine Krankheit, sondern nur Folge einer statistisch definierten Normalität.

Sie glauben hier an verbitterte Übertreibung? Weit gefehlt: Die Biologin Cornelia Stolze verkündet in ihrem Buch, dass das Schrumpfen des Gehirns ein völlig normaler Alterungsvorgang sei. Alzheimer also gar keine Krankheit sei.

Interessanterweise zeigt uns die kluge Frau Dr. Stolze auch den rabenschwarzen Hintergrund dieser Auffassung:

"Mit dem Etikett Alzheimer ließen sich riesige Märkte für Medikamente und diagnostische Verfahren schaffen.

Solange jedem Alzheimer drohe, müsse weiter geforscht werden. Und so könne man immer weiter wirkungsvolle Forschungsmittel mobilisieren und dabei Karrieren beschleunigen…"

Sehen Sie, deshalb werden in den nächsten 10 bis 20 Jahren noch Millionen Deutsche umsonst verrecken an Krebs. Weil so etwas Simples wie ketogene Kost oder Vitamin C Infusionen eben "zu simpel" sind. Kann man kein Geld dran verdienen. Kann man keine Karrieren beschleunigen. Kann man keine Forschungsmittel mobilisieren.

So etwas Ähnliches haben Sie ja soeben bei Wisnewski lesen dürfen (News vom 24.03.2015) in seinem leider übermäßig Cortisol-stimulierenden Büchlein "Verheimlicht, Vertuscht, Vergessen", 2015.

Kleiner philosophischer Anhang: Weshalb Nehls sich so aufregt? Mindestens so stark wie ich? Weil es Menschen gibt, nicht sehr häufig, aber immerhin, die eine Richtung kennen in ihrem Leben. Die daher glauben, jeder Mensch habe den gleichen Blick. Nach vorne. Auf ein Ziel hin. Typischer Blick von hochtrainierten Sportlern. Die sich tagtäglich überwinden. Sich anstrengen müssen, um ein Ziel zu erreichen. Es in der Regel auch schaffen. So Nehls, so Strunz.

Wir glauben einfach, dass jeder Manch gerne leistungsfähig, tüchtig, schlank, fit und schlussendlich glücklich werden möchte. Dass kein Mensch gerne Alzheimer oder Krebs bekäme.

Lieber Herr Kollege Nehls: Sie täuschen sich. Ich hab ein paar Jahrzehnte gebraucht, um zu verstehen, dass es vielen Menschen …einfach wurscht ist.

Quelle: M. Nehls "Die Alzheimerlüge". Auch bei Heyne.