Der Sozialstaat

Gast-News Nr. 23

Meine Mutter beobachtet Tierchen von der Küche aus. Eichhörnchen, Marder, Igelfamilien, dutzende Vogelarten, die sich, sozial gerecht, um das Futter bemühen.

Man darf die Viecherle, die Vögel füttern, sagt sie. Die holen sich den Proteinbedarf nämlich selbst. Von lebendigen Insekten. Die toten, in Fettbällen industriell hinzugefügten Mehlwürmer werden verschmäht. Die Vögelchen picken sogar im Winter um diese Mehlwürmer drum herum.

Die Tiere wissen, was sie machen. Weil sie – ohne Unterbrechung – sofort das machen, was sie denken. Kann man drüber nachdenken. Oder Viecherle weiter beobachten.

Denn auffällig ist, bei all den verschiedenen Vogelarten wie Spatz, Eichelhäher, Kohlmeise, Rotkehlchen, Staren, Specht und und und, dass die fettreichste Luxusnahrung präferiert wird.

Die Eichhörnchen essen, so meine Mutter, erst immer die Erdnüsse. Die Cashewnuß wird als Notlösung ganz am Schluss gegessen. Die Cashew hat übrigens am meisten Kohlenhydrate. War für einen guten Freund von mir, wie ich jetzt ahne, wohl der Grund, weshalb er trotz "low-carb" Ernährung Probleme hatte abzunehmen. Der aß nämlich enorm viele Cashews, und joggte nicht genug. Naja.

Zurück zur Tierwelt. Ebenfalls beobachtet hatte meine Mama das Resultat typisch menschlichen Denkens. Das einfach falsch ist. Zum Beispiel Erdnussspender für Vögel. Die kann man kaufen, weil sich die armen Vögelchen womöglich an Erdnüssen sonst verschlucken. Drum gibt es eine wiedernachladbare Erdnuss-Batterie, einen Erdnuss-Akkumulator, auch Topf genannt, in welchen die Erdnüsse eingefüllt werden. Am Ende gibt es eine schräg abfallende, Schnabel-Rachen-Hals-Vertikale-Schluckvorrichtung.

Ergebnis: die Vögel verschlucken sich zu 100 % nicht. Weil sie von außen durch den vergitterten Topf die Erdnüsse kaputthacken, und sich einfach so bedienen. Ohne die Schluckvorrichtung zu benutzen. Klug. Klüger. Noch klüger offenbar als Menschen-Ingenieure.

Die Eichhörnchen, meinte Mama, sind liebe Tiere. Im Winter lassen die Alpha-Eichhörnchen die jungen, schwächeren Eichhörnchen gewähren. Die dürfen auch mal an die fettreichen Nüsse ran. Sonst würden sie ja verhungern.

Ja ja ja. Moment. Eichhörnchen im Winter müssen Energie sparen. Konfrontation kostet Energie. Das vermeintlich soziale Verhalten der Eichhörnchen ist das, was übrigbleibt! Weil jedes Eichhörnchen instinktiv an sich und die Jungen denkt. Im Winter wird die Energie nämlich gebraucht, um der Kälte zu trotzen. Da streitet man sich halt, energiesparend, nicht.

Und das ist der Sozialstaat. Der natürliche Sozialstaat. Mutter Natur hätte uns schon bereits alles gegeben, damit, immer dann, wenn am nötigsten, soziales Verhalten übrigbleibt.

Wir Menschen denken, wir wüssten, was wir machen. Weil wir – mit Unterbrechung, mit Zweifel im Herzen – nicht sofort tun, was wir denken. Typisch Mensch, nix Natur.

Und so schaffen wir eine staatliche, wiederaufladbare Sozialbatterie, genannt Abhängigkeit. In welche Steuergelder eingefüllt werden. Am Ende gibt es eine monatlich abfallende Konto-Mund-Magen-Nachhaltige Gerechtigkeitsvorrichtung. Und da nuckeln wir dann dran, und kommen nicht mehr davon ab.

In der Wissenschaft längst bekannt. Die Sozialhilfe von außen, das ist der Puderzucker. Das gerechte Verteilen ein Sieb mit vorgeschriebener, perfekt symmetrischer Handbewegung. Das darunterliegende Gebirge die Menschen. Mit höheren Bergen, das sind die Könner, und Tälern, das sind die Unterlegenen. Menschen sind keine Zufallszahlen. Kein flacher Pizzateig, auf den man den Puderzucker gleichmäßig gerecht verstreuen könnte.

Drum erreicht Sozialhilfe immer diejenigen zuletzt, welche sie am meisten nötig haben. Habe Ordner voller Studien zum Thema…nur damit gewinnt man weder Herzen noch Wählerstimmen.

Nun denn, liebe Alt- und Neu-Sozialisten, die ja Deutschland seit mindestens 100 Jahren regieren: Der ideale Sozialstaat ist das, was notwendigerweise übrigbleibt. Von Natur gegeben. Durch die Selbstverantwortung. Bismarck hat die gesetzliche Krankenversicherung (soziale Fürsorge!) eingeführt ausdrücklich für die 10% wirklich Bedürftigen. Und heute? Nix verstanden, sind es 90%.

Manchmal, nur manchmal, dürfte, darf der Staat eingreifen. Mama verscheucht, laut fauchend und energisch, jede Kohlenhydrat-Whiskas-Hauskatze; achtet darauf, dass die Stare nicht überhandnehmen. Immer mit viel Liebe, Verantwortungsgefühl und im Wissen, dass die Tiere sie selbst, den Menschen, als Sklavin ansehen, nicht als Heilsbringer.

Nicht als Herrscher über die Dinge (soviel zur falschverstandenen, anmaßenden Rolle des Staates). (http://www.achgut.com/artikel/bunte_republik_deutschland). Das unsozialste Verhalten ist halt das, was im künstlichen Sozialstaat übrigbleibt, für die, die es am wenigsten brauchen (Kindergeld auch für die Reichen!).

Im Internet finden Sie sicher reichlich Stoff, der Ihrer vielleicht ganz anderen inneren Überzeugung entspricht (Gast-News Nr. 18 "Die Überwindung der Langsamkeit" vom 30.11.2017). Kein Problem. Sie haben immer Recht. Jeder von uns. Dafür gibt es das Internet.

Was also bleibt?

Die Tierwelt, also die Natur zeigt uns:

Sozialismus, richtig verstanden, spiegelt natürlich-evolutionäres

Verhalten. Erweist sich als die natürlichste Erscheinung echter Nachhaltigkeit,

auch als das fordernste Ziel des Zivilisationsmenschen. 

Beides, Nachhaltigkeit und Zivilisationsmensch, brauchen Puffer. Nachhaltigkeit braucht Kapital, der Mensch braucht das Immunsystem. 

Beide, Kapital und Immunsystem, schützen vor dem Unvorhersehbaren, und ermöglichen die tägliche Investition im Alltag, sprich: das Leben. Nennt sich in der BWL "Salutogenese" und im Leben "Gesundheit".

Kapital schaffen Familienunternehmen (Stichwort Verantwortung), weltweit immerhin 80% aller Firmen. Und auch Familien-Unternehmen bestehen nun mal, wer hätt’s gedacht, zu 100% aus Menschen.

Und für Menschen gilt genau wie für das Immunsystem immer und immer wieder, ob nun mit oder ohne Relativierung und Kompromissbildung:

BEWEGUNG. ERNÄHRUNG – dann DENKEN.

Wir bleiben beim Eichhörnchen und beim Aff‘. Wer heilt, hat Recht. Also kann jeder Recht haben…!