Gute Nachrichten Teil 1

Ulrich G. Strunz

Die Sonne scheint, die gute Laune ist da, und plötzlich kommt da diese Grübelei wie ein grauer Schmierfilm daher und legt sich über unser gutes Gemüt. Es sagt: "Die Welt brennt!!". Wir bekommen Angst. Vor ein paar Sekunden ging es uns noch gut.

Angst ist ein Risikofaktor. Angst hemmt und lässt menschliches Potential verblühen. Oder:

Veraltete Weltbilder im Faktenvakuum sind ein Risikofaktor.

Erinnern Sie sich noch an "Arsch hoch beginnt im Kopf"? Ich hatte meine falschen Weltbilder zur Seite geworfen, mich getraut zu leben und hatte damit mein Umfeld und mich selbst glücklicher machen können.

Heute möchte ich Ihnen drei positive, Mut machende Nachrichten mitgeben. Aus dem riesigen Datenschatz von Gapminder.org. Dahinter steht die Familie Rossling, der ich hier meine Bewunderung aussprechen möchte.

Ich werde mir immer wieder die Mühe machen, englische Texte des Gapminder Weltbild-Upgrade Tests hier ins Deutsche zu übersetzen. Sie können die Webseite hier auch selbst erforschen.

Aus dem Test ergibt sich nämlich, dass wir Menschen eben nicht faktenbasiert denken. Den Großteil "der Welt" falsch einschätzen. Und was soll das eigentlich sein, "die Welt"? Für den großen deutschen Philosophen Markus Gabriel ist der Begriff "die Welt" an sich ein Hirngespinst. Eine leere Worthülse ohne Bezug zur Realität. Dazu aber ein andermal mehr.

Es gibt auf jeden Fall den Menschen. Wir betrachten den Menschen, wie er ist, nicht, wie wir ihn gerne hätten. Und der Mensch kennt, messbar, seine Realität nicht.

Der Mensch entwickelt sich in vielen Bereichen seit Jahrhunderten und Jahrzehnten in POSITIVE, MUT machende Richtungen.

1980 lebte 40 % der Weltbevölkerung in extremer Armut, verdiente weniger als 2USD am Tag.

Heute sind es noch 10 %.

Ja, durch den Corona Virus bedingten Strukturwandel wurden 100 mio. Menschen in die extreme Armut gedrückt – wer aber nicht wusste, dass sich extreme Armut seit 40 Jahren konstant zurückentwickelt hat, kann auch nicht wissen, dass es sich hier um eine seit Jahrzehnten erstmalige Verschlechterung handelt.

In den Medien wird darüber kaum berichtet, weil sich solche Trends langsam, flach und über Jahrzehnte entwickeln. Greifbar ist eben nur, was dramatisch, herausragend und sich einfach verständlich in die Höhe oder Tiefe entwickelt.

Und so sind die medialen Weltbilder dann auch geformt: Dramaturgie, Extreme, vereinfacht, Höhen und Tiefen.

Jedenfalls: 92 % der Gapminder Teilnehmer beantworten diese Trendfrage falsch. Weshalb wird über diese gravierende Fehleinschätzung nicht gesprochen?

(Quellen: [1], [2], [3]).

Von 195 Staaten weltweit halten 183 Staaten eine Form sozialer Absicherung für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen.

Arme und ärmere Staaten besitzen hilfreiche, soziale Grundstrukturen, die sie noch vor ein paar Jahrzehnten nicht besaßen. Klar gibt es noch Luft nach oben.

Und hier: 95 % der Gapminder Teilnehmer beantworten diese Trendfrage falsch. Warum? Weil viele Menschen glauben, dass sich "die Welt" negativ entwickelt.

Lese ich heute im Handelsblatt: "Nur 16 Prozent [der Führungskräfte] sehen die Aussichten für die Welt positiv und optimistisch, und nur elf Prozent glauben, dass sich die globale Erholung beschleunigen wird.".

Die globale Erholung ist bereits Realität. Sie geschieht eben langsam, über längere Zeiträume, weniger sichtbar, aber sie ist Realität. Wer von "global" spricht, darf auch bitte eine globale Zeitbrille aufsetzen. Sonst spricht man eben von einer "lokalen" Erholung bzw. Depression.

Natürlich ist das eine Betrachtungsweise, welcher Zeitrahmen als relevant erachtet wird. Natürlich hat das damit zu tun, welchen Rahmen wir in Zeit und Raum setzen. Nur: Das ist Naturgesetz, so funktioniert Wahrnehmung.

(Quelle: [4] S. 68)

Im Zuge der letzten 100 Jahre sind die jährlichen Todesfälle durch Umweltkatastrophen weltweit auf unter 10 % gesunken, also von 520.000 auf 45.000 – und das obwohl sich seitdem die Weltbevölkerung VERVIERFACHT hat. Gelingt durch technologischen Fortschritt, Warnungen über Handy, Helikoptereinsätze. Gelingt eben nicht immer – bei Erdbeben sind die Zahlen relativ konstant.

Auch hier hat der Großteil der befragten, 80 %, dieses Fakt falsch eingeschätzt. Warum ist das ungut? Wenn wir uns ohnmächtig fühlen, weil wir glauben, dass uns Umweltkatastrophen übermannen, sinkt auch die Bereitschaft, zu helfen.

Menschen suchen nach kreativen Lösungen, wenn sie der Ansicht sind, dass auch Menschen selbst etwas ändern können. Sie beginnen allerdings kühl zu optimieren, z.B. egoistisch zu handeln, wenn eine Verbesserung als für menschliches Handeln chancenlos erachtet wird.

Wir täuschen uns hier selbst, weil Umweltkatastrophen in den Nachrichten leichter in Erinnerung bleiben. Und was eben auch auf gapminder.org steht:

Umweltkatastrophen werden medial eingesetzt, um den Menschen bewusst Angst über die Konsequenzen zu machen, wenn sie sich nicht für den Umweltschutz einsetzen. Das sei "magical thinking", die Menschen können mittlerweile sehr wohl selbst einschätzen, wie gewaltig die Rache der Natur ist. Stichwort Bevormundung. Nannte ich einmal mediale Arroganz.

Wichtig: hier wurde eben nicht betrachtet, ob Umweltkatastrophen zunehmen. Hier wurden die menschlichen Todesfälle betrachtet. Und auch das findet man auf gapminder.org:

So gut wie keine Umweltkatastrophe ist direkt menschgemacht. Trotzdem gelingt es der Menschheit – WELTWEIT – zu helfen, und Todesfälle markant zu reduzieren.

(Quelle: [5], [6], [7], [8], [9], "For this question, we consulted Billy Tusker Haworth of the University of Manchester and Johan Von Schreeb of the Karolinska Institute.”)

Menschgemachter sozialer Erfolg weltweit, messbar:

drastischer Rückgang extremer Armut, großer Anteil sozialer Grundstrukturen, steigender Schutz von Menschleben durch intelligente Lösungen.

Und wie immer gilt: "The world is what you think it is.”.