erteilt uns Professor Peter Greenwald vom National Cancer Institute (im NIH), der wohl obersten Krebsforschungsinstanz dieser Welt.
In seinem Institut sind entstanden 1994 die zwei Großstudien, welche die Vitamindebatte ausgelöst haben (ATBC und CARET-Studie). In beiden Studien wurde gezeigt, dass Betacarotin die Lungenkrebshäufigkeit beim Raucher erhöht.
Neun Jahre später, 2003 erteilt uns Professor Greenwald also "eine Lektion". In kurzen Worten: Diese zwei Studien hätten gar nicht unternommen werden dürfen. Aus ethischen Gründen. Selbstverständlich formuliert er das Ganze sehr vorsichtig und wachsweich:
Nach Veröffentlichung dieser zwei Studien, so schreibt er, hätte man sehr viel Neues dazugelernt. Über die Wirkung von Betacarotin. Und er betont, dass dieses neue Wissen die Entscheidung, solche Studien zu machen, "beeinflusst" hätte. Wenn das Wissen schon 1985, zu Beginn der Studien, bekannt gewesen wäre ("had it been known in 1985").
Welches Wissen? Nun, dass die erwünschte Schutzwirkung, die antioxidative Aktivität von Betacarotin umschlagen könne in oxidativen Stress, also in genau das Gegenteil, und zwar abhängig von der Umgebung, genauer: abhängig von "Redoxpotential und biologischer Umgebung", also vom Blut des Rauchers.
Das genannte Fakt ist richtig: Die nachweislich Krebs verhindernde Wirkung von Betacarotin wird im Körper des Rauchers (und nur bei dem) gestört, zerstört. Aus einem erwünschten Antioxidans wird ein nicht erwünschtes freie Radikal. Weil im Blut des Rauchers nun einmal zu wenig Antioxidantien, beispielsweise Vitamin C anzutreffen sind Das Ganze gilt nicht mehr beim Ex-Raucher: Dort verhindert Betacarotin Lungenkrebs. Und gilt schon gar nicht beim Normalmenschen: Dort verhindert Betacarotin den Lungenkrebs.
Nicht richtig ist in dieser "Lektion" die Behauptung, das hätte man 1985 nicht gewusst. In Österreich jedenfalls hat Prof. Esterbauer, ein Biochemiker in Graz diese Tatsache Jahre vorher schon erforscht und veröffentlicht. Tja.
Was bleibt für uns? Die Natur schenkt uns keine Einzel-Vitamine, sondern immer eine Gesamtheit. Deshalb heißen Vitamintabletten ja auch Nahrungsergänzungsmittel. Betonung liegt auf Ergänzung. Erst einmal haben wir möglichst vitaminreich zu essen, dann kann man notfalls Einzelstoffe (nach Messung!) ergänzen. Und...Rauchen kann schädlich sein.