Jetzt könnten Sie eine philosophische Betrachtung erwarten, oder aber – geschult – eine kleine, lustige Story über Hormone. Über Botenstoffe. Über Moleküle der Gefühle. Über die kleine Wissensnische, die mich an dem gesamten Medizingebäude am meisten interessiert: Dem Hochgefühl. Der Lebensfreude. Dem Antrieb. Dem Bewegungstrieb. Dem Runners´s High.
Das wirklich komische an der Story ist, dass es sich hier um Leptin dreht. Kennen Sie aus der Bunten oder aus Gala. Leptin, ein Hormon, reguliert unser Hungergefühl. Heißt es. Entsteht im Fettgewebe. Also haben dicke Leute viel Leptin. Und keinen Hunger. Muss ich immer laut lachen. Mit roten Ohren erklären Wissenschaftler dann kompliziert, dass bei dicken Leuten leider auch die Leptin-Rezeptoren beschädigt sind. Nicht so gut funktionieren. Und dass sie trotz viel Leptin eben doch Hunger haben können. Ja, ja denk ich mir immer: Erklären kann man alles irgendwie.
Da lob ich mir Maria. Wissenschaftlerin an der Universität Montreal. Die hatte ein paar Mäuse, denen im Gehirn die Leptin-Rezeptoren fehlten. Die waren also unempfindlich. Deren Gehirn glaubte also: Kein Leptin: Also muss ich schlank sein. Muss ich wenig Fettzellen haben. Und was tun diese Mäuse? Die rennen. Im Laufrad. Doppelt so lang rannten die jeden Tag, verglichen mit normalen Mäusen.
Das geht noch ein bisschen raffinierter: Man kann Leptin ja spritzen. Bei normalen Mäusen blockiert Leptin die Ausschüttung von Dopamin. Unser Belohnungssystem. Für mich das Antriebshormon (Sie erinnern sich? Tyrosin? Die Bomberpiloten im Falklandkrieg?) Also kannten die armen Mäuse nach Gabe von Leptin keine guten Gefühle mehr. Kein Runnner´s High. Haben aufgehört.
Die speziellen Mäuse mit den blockierten Leptin-Rezeptoren im Gehirn haben auf das gespritzte Leptin natürlich gar nicht reagieren können. Haben gedacht, sie hätten keines und… rannten. Wollten gar nicht aufhören. Hatten Antrieb. Hatten Spaß beim Laufen.
Heißt für uns: Wenn Sie viele Fettzellen haben, haben Sie viel Leptin. Und das blockiert Ihr Dopamin. Nimmt Ihnen die Freude am Laufen. Und am Leben… ?
Drum sind dünne Menschen bevorteilt. Von Natur aus. Von der Chemie her. Die wissen sehr gut, was ein Runner´s High ist….und laufen. Jeden Tag. Freiwillig. Gerne.
Igittigitt – gerne? Wie soll das gehen? Tja. Vorschlag wäre: Körperfett 10% oder so.
Quelle: Cell Metabol, doi: 10.1016/j.cmet.2015.08.003