Strunz GmbH
Im Verlauf einer Studie mit Mäusen haben Wissenschaftler zufällig festgestellt, dass eine Ernährung reich an Fruktose die Zotten im Darm verändert. Darmzotten sind diese vielen kleinen Einstülpungen, durch die sich die Gesamtoberfläche des Darms erheblich erhöht. Diese Oberflächenstruktur fördert die Effektivität der Nährstoffaufnahme, macht sie in Wahrheit überhaupt erst möglich (erschreckendes Gegenbeispiel: Zöliakie).
Durch einen hohen Konsum von Fruktose verlängern sich die Zotten im Darm. Daraufhin werden mehr Kohlenhydrate und Fette aufgenommen.
Einige Versuchstiere erhielten ein mit Fruktose angereichertes Futter. Ihre Zotten verlängerten sich daraufhin um 25 bis 40 Prozent im Vergleich zu den Tieren, die keinen Fruchtzucker erhielten. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Gleiches bei Menschen passiert, die viel Fruktose essen.
Das war ich. Lieblingsspeise viele Jahre: Obstsalat. In rauen Mengen. Wohlverstanden: Obst aus dem Supermarkt. Also süßgezüchteter Mist aus dem Ausland. Siehe News "Obst".
Evolutionsbiologisch ist diese Anpassung allerdings äußerst pfiffig. Bis vor einigen Jahrhunderten hatten Menschen, die in gemäßigten Breitengraden lebten, nur im Herbst Zugang zu Fruktose – wenn die Früchte reif waren. Durch die Verlängerung der Darmzotten konnten sie im Herbst mehr Fette und Kohlenhydrate aufnehmen. Sie konnten sich leichter ein kleines Fettpolster anlegen. Das war wichtig, um über den Winter zu kommen.
Das Problem: Heute werden wir von Fruktose überhäuft.
Besser verführt. Stichwort Aldi, Lidl & Co.
Die meisten Menschen haben daher zu lange Darmzotten. Sie sind in ständigem Herbst-Modus: Fett einlagern, so viel wie geht, um den Winter zu überleben. Logische Folge: Diät-Qual.
Die Länge der Zotten wirkt sich nicht nur auf die Aufnahme von Fetten und Kohlenhydraten aus, sondern beeinflusst auch die Hormone, die für das Gefühl von Hunger oder Satt verantwortlich sind.
Lange Zotten gehen mit vermehrtem Hunger einher.
Aus Sicht der Evolution ist auch das genial. Man soll essen, soviel man kann, bevor die Nahrung knapp wird. Weiß jeder Bär, der sich vor dem Winterschlaf mit Fall-Obst vollstopft.
Leider ist Nahrung und vor allem Fruktose bei uns nicht knapp. Leider! Fruktose ist in normalem Haushaltszucker enthalten, noch problematischer ist Fruktose-Glukose Sirup (Cola). Er hat einen noch höheren Fruktose-Anteil als Haushaltszucker. Viele Fertiggerichte, Fruchtjoghurt und Süßigkeiten sind ebenfalls mit Fruktose-Glukose Sirup gesüßt.
Fruktose an sich ist nicht gefährlich, wenn wir sie in geringen Mengen im Herbst zu uns nehmen.
Sie wird gefährlich, wenn wir sie täglich konsumieren in Form von viel zu süß und viel zu groß gezüchteten Früchten wie Mangos, Orangen, Ananas und Bananen; in Softdrinks wie Cola, Limo oder auch Apfelsaftschorle oder als angeblich gesunde Süßungsmittel wie Agavendicksaft, Ahorn- oder Dattelsirup sowie Kokosblütenzucker.
PS: Hilfe? Praktischer Tipp? Süßgeschmack kann man sich abtrainieren. Nach wenigen Wochen würde es Sie ekeln vor Süßobst.
Quelle: Taylor SR, Ramsamooj S, Liang RJ, et al. Dietary fructose improves intestinal cell survival and nutrient absorption. Nature. 2021;597(7875):263-267.