Und jetzt… die Betablocker

Das wohl am häufigsten verordnete Herzmittel. Betablocker. Sollte den Blutdruck senken, den Puls verlangsamen. Ganz typisch: Jetzt folgen nicht all die möglichen Nebenwirkungen. Die stehen nur im Kleingedruckten.

Seit ich persönlich im Selbstversuch die komplette, absolute Impotenz nach Betablockern erlebt habe, wusste ich, dass auch die übrigen Nebenwirkungen wohl eher keine Nebenwirkungen sind. Nun gut. Mit meiner Meinung stand ich – wie so oft – zunächst allein.

Heute nicht mehr. Heute wird es für Betablocker langsam eng. Ihre Beliebtheit ist inzwischen weltweit auf dem Sinkflug. Denn eine wachsende Zahl von Beobachtungen spricht dafür, dass der Nutzen etwas sehr eng Begrenztes ist, der Schaden aber recht häufig eintritt.

Anlass ist eine nagelneue Studie im Circ Cardiovasc Qual Outc, 30.09.2014. Da hat man 15 000 etwa 60jährige versammelt. Alle mit typischen Risikofaktoren: Bluthochdruck, viel Cholesterin, Typ II Diabetes. Heißt in meiner Sprache ja anders: Ich nenne das: Massiv übergewichtig. Bin hier wohl voreingenommen. Oder?

6 600 von diesen 15 000 bekamen Betablocker. Jetzt kommt’s: die Wirkung war sehr durchwachsen.

Günstig: Waren Betablocker für Patienten, die schon einmal einen Herzinfarkt erlitten hatten. Moment, Moment: Günstig heißt, die Gefahr einer erneuten Herzattacke wurde gesenkt. Freilich war die Todesrate in den nächsten zwei Jahren exakt die gleiche. Ob mit oder ohne Betablocker. Das heißt also günstig.

Alle anderen Patienten, also alle ohne Herzinfarkt, Schlaganfall hatten keinerlei Nutzen von Betablockern. Wozu dann geben?

Nicht schädlich: Waren Betablocker nach Schlaganfall oder Beinarterien-Verschluss. Wohl verstanden: Nicht schädlich. Hat also auch nichts genützt.

Schädlich: Waren die Betablocker für alle anderen Patienten: Wer noch keinen Schlaganfall erlitten hatte, hat jetzt ein erhöhtes Risiko dafür. Dank Betablocker.

Geht Ihnen der Hut hoch? Sträuben sich Ihre Haare? Falls nicht, lesen Sie den Politikteil der Zeitungen. Oder Sie sind Arzt. Also vieles gewohnt.

Die Arbeit wird selbstverständlich kommentiert. In der üblich wissenschaftlich verbrämten Sprache. Also nichtssagendes Gestammel. So wie unsere derzeitige Verteidigungsministerin über den Zustand der Bundeswehr. Wir hier unten in Bayern könnten durchaus deutlich werden. Aus therapeutischen Gründen sogar saugrob:

Betablocker? Wieder so ein dubiöses Mittel! Gilt - bleiben wir fair – für Menschen mit Risikofaktoren, sprich Übergewicht.