Messen und Staunen

Sie kennen meinen Satz: Messen, nicht raten. Einen Satz, den ich Ihnen täglich in meiner Praxis zurufe, den ich tatsächlich als Vorwurf verstehe an die in Deutschland handgehabte Medizin. Medizin kann nämlich so sehr viel mehr, wenn… sie misst. Ein glänzendes Beispiel finde ich gerade zum Thema Homocystein. Gilt als Risikofaktor für Gefäßverkalkung und Herzinfarkt. Übrigens auch für Verblödung (Harvard University).

Nur: Fragen Sie mal Ihren Hausarzt. Noch vor wenigen Jahren ungläubiges Kopfschütteln. Würde alles gar nicht stimmen. Da gab es eben Studien, in denen nicht gemessen wurde. Und wo eine Senkung von Homocystein (unbekannt um wie viel) keinen Effekt hatte gegen Herzinfarkt. Das hat sich festgesetzt.

Schon 2001, veröffentlicht von der American Society für Clinical Nutrition, findet sich die Studie von Vollset mit 4760 Senioren (65 bis 67 Jahre), deren Homocystein im Blut genau vermessen wurde, bevor man vier Jahre später

  • die herzkreislaufbedingte Todesrate

  • andere Todesursachen

untersuchte und statistisch auswertete. Das Ergebnis in Tabellenform:

Homocystein (µmol/l) Mortalität allgemein durch Herzinfarkt etc.

unter 9 1,0 1,0

9 – 12 1,4 1,3

12 – 15 1,9 2,1

15 – 20 2,3 2,6

über 20 3,6 3,5

Für hohes Homocystein war die Sterblichkeit also für alle Todesarten um 360 %, für Herzinfarkt etc. um 350 % erhöht. Mit Zwischenstufen.

Der Anstieg Ihres Homocysteines um 5 µmol/l ergab 49 % Anstieg der allgemeinen Mortalität, 50 % mehr Herzkreislauf-Tote.

Überzeugend. Weil gemessen wurde. Kennen Sie Ihr Homocystein? Kennen Sie die lächerlich einfache Methode, es beliebig abzusenken? Ihr Hausarzt kümmert sich gerne um Sie.