Eine der am häufigst gestellten Fragen in der Praxis lautet: "Soll ich meinen
Cholesterinsenker weiternehmen, Herr Doktor?". Fast immer geht es um sogenannte
Statine. Eine Tablette, die sehr wirkungsvoll den Cholesterinspiegel senkt. Sie kennen die
Zahlen: Allein mit Sortis macht die Firma Pfizer einen Jahresumsatz von über 12 Milliarden
Dollar. Der Gesamtmarkt nur in den USA wird auf 60 Milliarden geschätzt. Deswegen ist die
Frage auch so häufig.
Eine Antwort findet sich in der amerikanischen Zeitschrift Arch Intern Med. 2010;170(12):1024‐1031. Worin 11 Studien mit 65.229 Patienten ausgewertet wurden. Die Frage war:
Bringen Cholesterinsenker dem noch gesunden Menschen mit erhöhtem Cholesterin
irgendetwas?
Also dem Menschen, der noch nicht herzkrank ist. Der noch keine Herzinfarkt erlitten hat.
Die Frage ist vernünftig: Man geht zum Arzt, der findet erhöhtes Cholesterin und ...
verschreibt ein Statin. Vorsorglich. Nennt man Primärprävention.
Resultat der Studie: Cholesterinsenkung mit Tablette BRINGT NICHTS als Primärprävention. Die Gesamtsterblichkeit mit oder ohne Tablette war nicht signifikant verschieden. Oder in der Sprache der Wissenschaft:
Nach wissenschaftlichen Kriterien verbessern Statine die Lebenserwartung bei Personen mit erhöhten cardiovaskulärem Risiko ohne koronare Herzkrankheit nicht.
Und was ist bei Menschen, die den Herzinfarkt bereits hatten? Die bereits Ablagerungen in
den Gefäßen haben? Die Zahl kannten wir vorher schon. Hier wirken die Cholesterinsenker,
wie Sie bereits wissen
in 0% bis 3%
je nach Studie. Sortis, die beliebteste Tablette, hilft bei 1,7% der Menschen, die die Tablette
nehmen.
Fazit: Machen Sie sich selbst ein Bild. Die Tablette verführt, weil der Laborwert Cholesterin
tatsächlich gesenkt wird. Das Risiko dagegen wird praktisch nicht beeinflusst.
Deshalb hat die Natur das Laufen erfunden. Senkt Cholesterin UND RISIKO gleichzeitig. Immer.