Die Medienkritik (nicht die wissenschaftliche Kritik) an Vitaminen, aufgeflammt erneut durch den Spiegelartikel "Die Vitaminlüge" beruht schlussendlich auf zwei uralten Arbeiten von 1994 und 1996. Beide aus dem berühmten National Cancer Institute. In beiden Studien wurde gezeigt, dass Betacarotin als Kapsel beim Raucher die Lungenkrebsrate (im Promillebereich) erhöht. Immerhin.
Das hatte man eben nicht erwartet. War vom Gegenteil überzeugt. Man wusste bereits aus zahlreichen epidemiologischen und experimentellen Arbeiten, dass der erhöhte Konsum von Frucht und Gemüse, reich an Carotinoiden, sowohl Krebs wie auch Herzinfarkt beim Menschen verhindert. Also hat man Betacarotin aus dem Gemüse isoliert und hat jetzt bei besonders gefährdeten Menschen, nämlich Rauchern diese zwei Studien begonnen (CARET und ATBC). Verständlich. Schließlich war bewiesen, dass Betacarotin - reiches - Gemüse auch beim Raucher Lungenkrebs eindeutig verhindert.
Das unerwartete Ergebnis – Betacarotin beim Raucher macht ein kleines bisschen Krebs – hat Wissenschaftler aktiviert. Wissenschaftler vom Department of Pharmacology, Biochemical und Toxicology an der Universität Bologna. Und die haben 2003 die ganze Sache geklärt. Eindeutig bewiesen.
Wie?
Im Labor. In einem Bioessay, also von mir aus in einer Zellkultur, um das zu übersetzen. Genau: "In a medium-term cancer transformation bioessay". Haben dort bewiesen, dass Betacarotin tatsächlich
"if given alone to smokers"
schadet. Auch Menschen schadet, die beruflich krebserregenden Stoffen ausgesetzt sind.
Schlussfolgerung dieser Wissenschaftler: Dieser schädliche Effekt tritt auf nur bei
"isolated dietary supplements, also Einzelvitaminen
bei vorbelasteten Menschen (Rauchern, umweltbelastet)
Auch wenn der ganze Schaden ja nur im Promillebereich auftritt, ist die Schlussfolgerung klar: Die Natur hat Recht. Vitamine treten eben nur in Gesellschaft auf. Deswegen: Multivitaminpräparat.
Quelle: Mutat Res 2003 Jun;543(3):195-200