Dicker und kränker

Gehören die zwei Begriffe zusammen? Bedingt das Eine das Andere? Könnte man meinen, wenn der SPIEGEL am 04.02.2023 tituliert

Warum wir immer dicker und kränker werden.

Und dann auch gleich – typisch SPIEGEL – das Ganze schön schaurig und schwarz einfärbt mit der Ergänzung:

"… und kaum anders können."

Die ganze Story ist vorzüglich recherchiert. Und niederschmetternd. Solch ein Artikel könnte nicht nur ich auch schreiben – allerdings positiv. Einen Ausweg, eine Lösung aufzeigend. Könnte die Sonne aufgehen lassen. Ein ganzes Volk aufatmen lassen.

Aber nein: Wir haben unseren SPIEGEL.

Angst, Panik, Verzweiflung, Häme… Die kennen eben unsere heimlichen Schwächen.

Berichtet wird, dass sich die Adipositas-Epidemie (WHO) seit 2001 immer weiter beschleunigt. Zunimmt. In den Abgrund führt: Denn ganz richtig wird "dick" und "krank" hier verknüpft. Das haben wir offenbar langsam verstanden. Und sehr richtig die Frage, dass der Konsum von Süßwaren immer weiter und weiter ansteigt.

Zitat: "Ist es individuelles Versagen oder politisches? Werden wir verführt, oder sind wir zu faul?"

Die Antwort gibt uns beispielhaft ein Vorstandsmitglied der Adipositas Hilfe Deutschland e.V. 1,87 m groß, 160 kg schwer.

Vor 12 Jahren Operation. Magenbypass. Heißt Magen verkleinert + direkte Umleitung in den Dünndarm.

Hatte sein Gewicht prompt reduziert auf rund 85 kg. War zufrieden. Wiegt heute allerdings erneut 115 kg (BMI 32,8 mass. Übergewicht).

Und dem rutscht so nebenbei das ganze Geheimnis des DEUTSCHEN ÜBERGEWICHTES heraus – als er kurz auf seine Operation eingeht. Der Text im Original:

"… doch auch er muss weiterhin genau darauf achten, was und wie er isst. Denn mit dem Bypass landet die volle Ladung Zucker direkt im Dünndarm, wird dort verstoffwechselt und lässt den Blutzucker in die Höhe schießen.

Genauso schnell fällt dieser dann wieder ab – und ihm fallen die Augen zu. "Dann kannst Du mich zwei Stunden lang vergessen." Schon ein kleiner Schokokuss könne ihn komplett lahmlegen."

Das war´s. Ausgangspunkt 160 kg. Nackte Verzweiflung jahrelang. Letzter Ausweg Operation. Massiver Eingriff. Komplett verändertes Essverhalten zwingend. Der wird also tagtäglich "ans Essen erinnert".

Erinnern Sie sich?

Energy flows where attention goes.

Und dann redet der Herr doch tatsächlich von "eine volle Ladung Zucker" oder von "kleiner Schokokuss".

Ob nun mit oder ohne Bypass-Operation… So könnte sich jeder übergewichtige Deutsche auch ausdrücken. Besser gesagt "verraten". Dahinter stehen sie, unsere Ernährungsexperten, unsere sicher 20, 30 Gesellschaften, die sich mit dem Abnehmen beschäftigen: Die wollen einfach nicht zur Kenntnis nehmen, wie der Mensch funktioniert.

Energy flows where attention goes. So lang das Wort Zucker überhaupt noch vorkommt im Sprachschatz… hat man verloren.

Heißt praktisch: Sie brauchen eine, eine einzige knallharte Gebrauchsanleitung. Schwarz/weiß. Ohne auch nur die leiseste Abweichung (ein Gläschen Wein schadet doch wohl nicht, oder?). Wenn Sie diese Epidemie (besser gesagt Pandemie laut WHO) besiegen wollen.

Die einzig richtige Gebrauchsanleitung heißt:

KEIN BROT, NUDELN, REIS, KARTOFFELN, ZUCKER.

Und zwar unbedingt. Sehen Sie... den ach so vernünftigen, kleinen Ausnahmen, den ach so vernünftigen Schlamper-Tagen verdankt auch der Herr mit der Magenoperation sein erneutes, immer noch massives Übergewicht. Der trickst sich selber aus. Und das kann der Mensch.

Wenn dann noch das Wort Bewegung hinzukommt, ist die teuflische Vorstellung "immer dicker und kränker" (laut SPIEGEL) besiegt. Ein für alle Mal.

PS: Dass man Menschen nicht mit schlauen Sprüchen, sondern mit Glücksverheißungen wie z. B. dem Paradies verführt, muss man keiner Mutter, keinem Vater erklären. Dahinter steht das Wörtchen Empathie. Dürfen Sie mit "Forever young" übersetzen.