Sie überschätzen Ihre Mitmenschen. Sie glauben, weil Sie nicht wissen. Sie glauben, dass es den anderen besser geht als Ihnen. Dass gerade Sie das Schicksal besonders häufig und heftig trifft. Dass Sie mit Ihrem Zipperlein traurig am Rande stehen.
Sie irren sich. Jeder von uns hat sein Rucksäckchen, wie ich das nenne. Sie erfahren das nur nicht. Als Arzt hört man auch von fröhlichen, offenbar gesunden Menschen Erstaunliches. Zumindest Erstaunliches aus der Vergangenheit. Unglaubliche Unfälle, Krankheiten, die überwunden wurden. Oder eben... die heute noch bestehen, die Sie Ihren Mitmenschen aber nicht ansehen.
Will sagen: Es gibt Lösungen. Die Lösungen sind bekannt. Und nach meinem besten Wissen und Gewissen gibt es sogar für jedes Ihrer Probleme eine Lösung. Für jedes!
Krieg ich heute einen Brief. Darf ich in der medizinischen Sprache zusammenfassen:
Massives Übergewicht Bluthochdruck
Vorhofflimmern Depressionen
Hüftoperationen Brustkrebs
Steht in dem Brief. Ein normaler Mensch. Ihr Gegenüber. Sehen Sie dem gar nicht an. Haben Sie, der Sie sich so bedauern, wirklich so viele Rucksäckchen wie diese Dame?
Die – mir unbekannte – Dame jammert nicht. Die freut sich. Die bedankt sich. Die bedankt sich dafür, "dass Sie so viele Bücher geschrieben haben, vermutlich habe ich sie alle gelesen".
Na und?
Tja. Die Dame hat mein Herzensblut – das sind die Bücher – ernst genommen. Umgesetzt. Und kann dann Folgendes schreiben:
"Endlich habe ich eine Diät gefunden, die hilft. Nach zweimaligem Vorhofflimmern habe ich zuerst mit Schlank im Schlaf den Versuch abzunehmen gestartet. Irgendwann stagnierte das. Durch Zufall bin ich auf Ihr Buch mit der Tomate gestoßen. Inzwischen habe ich in den letzten 3 Jahren 35 kg abgenommen, 13 kg seit der Lektüre Ihrer Bücher, Danke.
Nach meinen Hüftoperationen in den letzten Jahren habe ich vor jeder OP eine Diät absolvieren müssen. Das Problem: kaum etwas abgenommen, hinterher viel mehr drauf. Da ich mich nicht viel bewegen konnte, kletterte das Gewicht auf 130 kg.
Nach der vorerst hoffentlich letzten Hüft-OP habe ich uns: meinem Mann und mir, Nordic Walking Stöcke besorgt. Meine Krankengymnastin hat uns gezeigt, wie es geht. Nach anfangs 50 Metern und zurück bin ich jetzt bei 1 km und zurück angelangt...
Wir kommen 3 x tgl. auf je 40g Eiweiß.
Durch die Diät wurden die Blutdrucksenker überflüssig, ich habe sie dem Hausarzt zurückgebracht, als letztes konnte ich ihm Citalopram 40, ein Psychopharmakon, zurückgeben. Ich komme mit Tryptophan recht gut klar.
Leider fühle ich mich hier ziemlich allein gelassen, die Psychiaterin reagierte pikiert, als ich ihr das sagte, dass ich Tryptophan nehmen will und stotterte etwas von schulmedizinischer Ausbildung. Man muss alles allein herausbekommen und wird belächelt."
Die Psychiaterin. Soso. Reagiert pikiert, wenn der Patient selbstständig wird. Sich selbst informiert. Sich selbst heilen möchte. Die Frau Kollegin hat das Internet-Zeitalter noch nicht begriffen. Ich werde mal darüber schreiben.
Übrigens: Massives Übergewicht? Keine Bewegung? Depression? Da muss das Wort Brustkrebs fallen. Hat die Briefeschreiberin bereits tatsächlich hinter sich. Und ist auch hier einen anderen Weg gegangen. Vitamin C-Infusionen, Amygdalinsäure. Ergebnis: Krebs besiegt. Hat dieses Fakt sogar der deutschen Krebshilfe schriftlich mitgeteilt. Dieser Brief an diese Institution endet mit dem wundervollen Satz:
"Kann denn niemand in Deutschland verstehen, dass nicht die Pharmaindustrie das letzte Wort hat
und auch kein Gott ist?"
Ach, junge Frau: Bei Geld hört der Spaß eben auf.