Jetzt reicht’s!

Oft genug habe ich Sie inzwischen aufgefordert, genau diese zwei Worte möglichst laut auszurufen. Sich von Ihrem Arzt nicht immer die gleichen Tabletten oder Psychopharmaka verschreiben zu lassen, wenn es doch Alternativen gibt. Die dem Arzt möglicherweise unbekannt sind, welche Sie aber kennen. Weil Sie diese News lesen.

Sie sollten also nicht, wie bisher, höflich bleiben, "ja, ja" sagen und die Tabletten wegwerfen, sondern mit dem Arzt sprechen. Ihn vielleicht sogar aufklären.

Jetzt reicht’s! Hat die Staatschefin von Chile gerufen. Sehen Sie: Die ist mutiger. Die ist nämlich eine Kinderärztin. Und die hat doch tatsächlich ein Gesetz erlassen, das ab Juli 2016 gilt.

Ein grauenvolles Gesetz. Werden Sie gleich verstehen: Da werden nämlich Lebensmittel als

gesundheitsschädlich

deklariert. Von Gesetz wegen. Da gibt’s keinen Widerspruch mehr. Und welche Lebensmittel? Raffiniert ausgedacht von der Frau Ministerpräsidentin Bachelet. Als gesundheitsschädlich gelten jetzt Lebensmittel, die pro 100g

  • mehr als 0,4g Salz

  • mehr als 4g gesättigte Fette

  • mehr als 275 Kalorien

  • mehr als 10g Zucker aufweisen.

Kurz nachgedacht. Also dürfen ab nächster Woche keine Überraschungs-Eier von Ferrero mehr verkauft werden. Jetzt geht’s an die Substanz. Aber wenn man weiß, dass in 100g Cola 11g Zucker sind… dass 100g Brot 330 Kalorien enthalten (Fladenbrot), dass in Sahne 18g gesättigte Fette herumschwimmen… dann wird auch Ihnen spanisch. Entschuldigung, nein: chilenisch.

Sehen Sie: Dass meine ich mit "es reicht!". Hauen Sie doch mal mit der Faust auf den Tisch. Das kann man ja sanft und höflich tun. Wenn es der Tisch im Sprechzimmer Ihres Arztes ist.

Oder in der Klinik, wenn Ihre Frau Mama wieder einmal Marcumar (Blutgerinnung) aufgedrängt bekommt (Lebensrettend!!!). Siehe News anbei.

Mediziner und Ärzte

Die Mama ist 78 Jahre und leidet an Herzrhythmusstörungen. Und bekommt deshalb Marcumar. Ein Blutverdünnungsmittel. Hochwirksam, extrem gefährlich. Muss ständig – mit eigenem Blutpass – überprüft und kontrolliert werden. Denn: Verletzt man sich mit Marcumar im Blut, dann verblutet man. Bei einem Unfall. Bei einem Sturz. Wenn man sich in den Finger schneidet. Deswegen hat Mama, 78 Jahre, Angst vor diesem Mittel.

Sohn, Diplomingenieur begleitet Mama zum Spezialisten, zum Kardiologen. Frägt, ob nicht das harmlosere Aspirin statt des wirklich gefährlichen Marcumar zur Blutverdünnung gegeben werden könnte. Jetzt zitiere ich wörtlich über diese kardiologische Beratung:

"So behauptete der Kardiologe, Marcumar sei um ein Drittel besser als Aspirin. Präzise: Alle 80-jährigen haben eine erhöhte Gefahr von Vorhofflimmern. Von 100 der über-80-jährigen bekommen 5 Patienten Vorhofflimmern. Marcumar senkt dieses Risiko um zwei Drittel, Aspirin nur um ein Drittel."

Kommentar des Sohnes: Was der Kardiologe mir also sagen wollte ist: Ohne eine Tablette Risiko für Vorhofflimmern 5%. Mit Aspirin nur noch 3,33%. Und mit Marcumar noch weniger, nämlich 1,66%.

Der Sohn ist Dipl. Ing. Der kann rechnen. Für eine 1,66% Risikosenkung – das nennt der Kardiologe: "ein Drittel besser " – eine hoch gefährliche Tablette. Der Sohn im Originalton:

                "So kann man Statistiken auch umdeuten. 
                Eine Unverschämtheit, finde ich".


Was kann, was darf ich dazu sagen? Nun – ich könnte zitieren: "Durch Omega 3 wird bei Bypass-Patienten das Risiko für postoperatives Vorhofflimmern um 54,4% gesenkt (J Am Coll Cardiol 2005; 45:1723)