Wir essen zu viel Eiweiß…

… ist der gültige Standardsatz der deutschen Ernährungslehre. Wird oft genug von Buchautoren als wahr abgeschrieben. Weil "essen" zu den wichtigsten Themen unseres Lebens gehört, sind diese Buchautoren leider oft genug auch Bestseller-Autoren. Die verbreiten diesen apodiktischen Satz also millionenfach…

Apodiktisch? Einfach nur Behauptung? Nun, man kann ja den Gesamtverbrauch von Eiweiß in Deutschland durch die Einzahl der Einwohner dividieren und kommt dann genau auf diese Behauptung: Wir essen alle zu viel Eiweiß.

Wobei oft genug Eiweiß mit Fleisch gleichgesetzt wird. Ein seit Urzeiten vertrauter Fehler.

Wie wahr oder wie falsch solch eine Ernährungs-Behauptung ist, ergibt sich nicht aus Religionszugehörigkeit, aus dem Kulturkreis, auf dem Geschlechterkampf, sondern ergibt sich einzig und allein aus

MESSUNG

Eine seit Jahrtausenden etablierte Methode, der Wahrheit näher zu kommen: Messen. Beim Bau der Pyramiden wurde gemessen. Bei der Berechnung der Planetenbahnen um die Sonne wurde gemessen. Bei der Errichtung einer Brücke wird gemessen. Und ob Sie mit einer Tankfüllung ans Ziel kommen, das … messen Sie. Mit der Benzinuhr.

Messung ist Ihnen also wohl vertraut. Ihnen. Nur nicht deutschen Ernährungswissenschaftlern. Die behaupten einfach so vor sich hin. Schließen von sich auf andere, schreiben uralte Bücher ab… sind an Wahrheit nicht interessiert.

Sobald Sie Ihren Eiweißspiegel einmal messen, werden Sie wissen, ob Sie "zu viel Eiweiß" essen. Da bin ich natürlich privilegiert. Ich habe das Blut von jetzt über 500.000 Menschen "gesehen". Bedacht. Analysiert. Und habe sehr, sehr selten zu hohe Eiweißspiegel gemessen. Die waren dann oft genug krankhaft (Stichwort Paraprotein).

Die überwiegende Mehrzahl von Ihnen hat eher wenig oder zu wenig Eiweiß. Die Zahl beweist es. Wobei – hochinteressant – der sog. Normwert im Laufe der letzten Jahrzehnte gesunken ist. Ihnen schon einmal aufgefallen? Wir Menschen adaptieren uns eben immer, wir richten uns zuverlässig am… tieferen Level. Am kranken. Soziologisch am Faulen (darf man dieses Wort überhaupt noch sagen?). Wir orientieren uns am Verlierer (das darf man doch wohl noch?).

Können Sie im Bildungssystem mühelos bestätigt finden.

Lassen Sie uns mit dem Jammern, mit dem Bedauern aufhören. Sollten wir übrigens grundsätzlich. Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken, woher das wohl kommt, das "zu tiefe Eiweiß". Das Sie ja regelmäßig, nämlich täglich mir gegenüber schriftlich beklagen.

Und dann immer die wunderhübsche Erklärung finden: Mein Darm nimmt es nicht auf.

Ach wissen Sie… dann wären Sie tot. Wieviel Ihr Darm aufnimmt, zeigt mir Ihr Aminogramm. Auch hier bin ich den meisten meiner Kollegen überlegen. Also nicht nur in der Buchauflage, nicht nur beim Ironman, sondern auch bei der ureigenen Domäne der Medizin: Bei der Blutanalyse.

Ihr Aminogramm zeigt ob und wie viel Aminosäuren Sie aufnehmen.

Und dann muss aus den Aminosäuren Eiweiß zusammengesetzt werden. Das vergessen Sie oft.

"Zusammengesetzt" erfordert Stoffe wie die zwei anabolen Hormone, wie Zink, wie Vitamin B6 und so weiter.

Aber bleiben wir bei den tiefen Aminosäuren. Ist nur eine einzige tief abgesenkt, MUSS Ihr Eiweißspiegel tief sein. Siehe "Prinzip des Minimum" (News vom 16.09.2014).

Und wenn, wie gewöhnlich, drei, vier oder sechs Aminosäuren am Boden liegen, dann haben Sie eben einen tiefen Eiweißspiegel. Und wundern sich über Sätze der DGE wie: "Eiweiß essen wir alle genug". Klingt so wie "Vitamine haben wir alle genug". Tja. Bis man misst. Nicht wahr?

ABER: Lassen Sie mich zum Punkt dieser News kommen. Bei wenigen, bei tiefen Aminosäuren, bei fehlerhaftem Aminogramm greifen Sie dann völlig richtig zu vermehrt Eiweiß, zu Aminosäure-Präparaten. Und werden oft genug enttäuscht.

Vielleicht wissen Sie ja – nein, tun Sie nicht, wie Sie mir täglich beweisen – woher das kommt. Sie betrachten nämlich nur die

  • Eiweißzufuhr

und Sie vergessen den

  • Eiweißverbrauch.

Eiweiß wird vom Körper gebraucht zur ständigen Erneuerung. Zum Umbau. Zur Regeneration. Zum Aufbau neuer Blutkörperchen, von Knochen, zum Aufbau des Immunsystems. Einverstanden. Das läuft so still und heimlich im Hintergrund ab.

Für Sie entscheidend ist ein völlig anderer Punkt:

Eiweiß wird verbraucht durch Stress.

Hab ich persönlich leidvoll erfahren müssen nach meinem Unfall. Stress hieß in diesem Fall Schmerz. Innere Verzweiflung. Nie mehr laufen können. Depression.

Und Holter die Polter, innerhalb weniger Tagen waren meine bisher idealen Aminosäuren … verschwunden. Damals bin ich aufgewacht und habe ganz plötzlich Sie verstanden. Sie, den leidenden Menschen, den Patienten.

Habe damit auch die von mir so verehrte Frau Professor Pert (Buch: "Moleküle der Gefühle") verstanden. 70% aller Krankheiten basieren auf Stress. Heißt übersetzt: auf geschwächtem Immunsystem. Seit der Corona-Katastrophe hören Sie mir hier ja endlich zu…

Fazit: Eiweiß essen wir alle zu viel: Eine leere Behauptung. Kann nur durch Messung bewiesen oder widerlegt werden. Messung ergibt in der Regel das Gegenteil.

Und der gemessene Eiweißmangel liegt in aller Regel eben nicht – hier hat die DGE Recht – an mangelnder Zufuhr, an zu wenig Fleisch etc., sondern liegt am zu hohen Verbrauch.

Gerne würde ich jetzt sagen: Verbrauch durch Sport. Leider ist genau das Gegenteil richtig: Verbrauch durch innere Unruhe, sitzend am Schreibtisch.