Theorie und klinische Praxis

Aggressive Krebszellen, Krebs, der invasiv wächst und Metastasen bildet, also der wirklich gefährliche Krebs vergärt den Zucker. Verbrennt ihn nicht mehr mit Sauerstoff, sondern vergärt ihn ohne. Ein scheinbar wenig effektives Verfahren, das aber große Vorteile für Krebszellen bringt. Diese geniale Strategie funktioniert allerdings nur mit viel, viel Zucker. Deshalb brauchen diese aggressiven Krebszellen 20 bis 30 mal mehr Zucker.

Genau dieser enorme Zuckerbedarf ist aber ihre Schwachstelle. Entzieht man ihnen den Zucker, müssen sie entweder sterben (was die wenigsten Krebszellen tun) – oder sie aktivieren wieder die Fettverbrennung und leben weiter. Aber für das Weiterleben mittels Fettverbrennung zahlen sie einen Preis – das Wachstum der Krebszellen wird gehemmt und sie können sich im Körper nicht mehr ausbreiten. Soweit die Theorie.

Dies ist aber nicht nur Theorie, sondern funktioniert sogar in der klinischen Praxis. Zeigt uns die neueste Arbeit aus dem Albert Einstein College of Medicine in New York (Nutrition (2012), doi:10.1016). Außergewöhnlich sorgfältig und clever gemacht – denn es wurden genau die Krebspatienten für eine Ernährungsumstellung ausgewählt, bei denen die Tumoren und Metastasen die erhöhte Aufnahme von Zucker aufwiesen. Ob ein Tumor den Heißhunger auf Zucker hat, kann man testen – mit der Injektion von radioaktivem Zucker (Fluor-Desoxy-Glukose – kurz FDG) oder mit dem neu entwickelten und klinisch getesteten EDIM-TKTL1-Bluttest (Future Oncology (2012), doi: 10.2217). Da der Nachweis des radioaktiven Zuckers (FDG) in Tumoren mittels Positronen-Emissions-Tomographie – kurz PET – durchgeführt wird, ist dieses Verfahren so teuer, dass nur wenige Krankenkassen die Kosten hierfür übernehmen.

Aber genau mit diesem Nachweis des radioaktiven Zuckers durch das PET-Verfahren wurden Patienten mit unheilbarem Krebs untersucht und die Patienten identifiziert, deren Tumoren und Metastasen Heißhunger auf Zucker hatten. Nur diese Patienten mit zuckerhungrigen Tumoren und Metastasen wurden vier Wochen kohlenhydratfrei (nur 5% KH) ernährt. Patienten mit Tumoren und Metastasen ohne Zuckerhunger wurden nicht in die Studie eingeschlossen, da hier die Zucker-Diät keinen Angriffspunkt hat. Nach vier Wochen wurde wieder mit einer Injektion von radioaktivem Zucker überprüft, ob die Tumoren und Metastasen noch den Hunger auf Zucker aufwiesen und ob diese weiter gewachsen waren.

Kann man jedem Patienten, der seine Hoffnung auf diese neue, zuckerfreie Krebsdiät setzt, nur empfehlen: Vorher ein FDG-PET – oder den neuen EDIM-TKTL1-Bluttest,bei dem kein radioaktiver Zucker dem Patienten injiziert werden muss.

Die Studie des Albert Einstein Colleges zeigte, dass dieses Wissen um die Bedeutung von Zucker für Krebs nicht nur abstrakte Theorie ist, sondern klinisch den gewünschten Erfolg bringt. Bei fünf dieser neun Patienten stagnierte der Krebs oder er ging sogar zurück, wenn die kohlenhydratfreie Diät (ketogene Diät) eingesetzt wurde. Genau das gewünschte Ergebnis. Nur durch die Diät – ohne weitere Gabe von Medikamenten. Bei Patienten, von denen man dachte, dass ihr Krebs unheilbar sei. Bei vier Patienten allerdings war dies allerdings nicht der Fall: Der Krebs wuchs weiter. Bei wohlverstanden streng eingehaltener, kohlenhydratfreier Kost.

Was steckt dahinter? Das Ausmaß, der Grad der Ketose. Der wurde im Blut sehr präzise bestimmt (Beta-Hydroxybutyrat). Und prompt fand sich, dass bei den "erfolgreichen" Krebspatienten die gemessene Ketose drei mal stärker war.

Heißt: Es gibt Unterschiede. Die hier nicht erklärt wurden. Heißt aber auch: Das Prinzip stimmt. Ist die Ketose (also die Fettverbrennung) stark genug, schrumpft der Krebs.

Wir lernen täglich dazu. Man muss nur zuhören. So schätzt der Entdecker des TKTL1-Genes, der Biologe Dr. Coy (inoffiziell, per Email soeben), dass nur 50% aller Krebsfälle auf die ketogene Diät wirklich ansprechen. Das sind die Tumore, die aufgrund ihres Zuckerhungers per FDG-PET oder EDIM-TKTL1-Bluttest nachgewiesen werden können. Die also den Zucker gierig raffen. Die also wirklich gefährlich invasiv wachsen und metastasieren.

Und jetzt lernen wir: Auch von denen sprechen nicht alle auf Zuckerentzug an. Wenn nämlich die Ketose nicht "stark genug" ist. Lösung? Mein Vorschlag: Lesen Sie noch mal News (www.strunz.com) vom 03.01.12. Vielleicht gehört Sport eben doch zum LEBEN.