Strunz GmbH
Übergewicht entsteht nicht durch einen Energieüberschuss, wie leider immer noch viele Menschen – auch Wissenschaftler – annehmen. Die Vorstellung "Zu viel Energie rein und zu wenig Energie raus, macht dick" ist falsch.
Übergewicht ist viel komplexer. Den meisten Übergewichtigen fehlen wichtige Nährstoffe, sie sind ständig hungrig und essen daher. Außerdem ist bei Übergewichtigen der Fettstoffwechsel gestört und wichtige Hormone aus dem Gleichgewicht geraten. Zusätzlich haben Übergewichtige meist ein gestörtes Mikrobiom. Der Darm ist mit zu vielen schädlichen und zu wenigen gesundheitsfördernden Darmbakterien besiedelt.
Zwischen 500 und 1000 verschiedene Bakterienarten leben im menschlichen Darm. Noch lange sind nicht alle erforscht. Seit einigen Jahre ist allerdings klar:
Übergewichtigen fehlt meist das Darmbakterium Akkermansia muciniphila.
Bei gesunden Menschen macht es drei bis fünf Prozent der gesamten Bakterienmasse aus. Übergewichtige haben entweder viel weniger A. muciniphilia in ihrem Darm oder fast gar keine Bakterien dieser Art. Mit erheblichen Folgen. Denn das Bakterium ist an der Bildung der schützenden Mukus-Schicht beteiligt. Das ist eine Schleimschicht, die die darunter liegenden Darmzellen schützt. Fehlt A. muciniphilia wird die Mukus-Schicht immer dünner und der Darm durchlässiger. Fremdstoffe dringen aus dem Darm in den Körper ein und lösen chronische Entzündungsreaktionen aus, die für Übergewichtige so typisch sind.
Das Bakterium dichtet aber nicht nur den Darm ab,
A. muciniphila beeinflusst auch den Fettstoffwechsel positiv.
Wie anfangs gesagt funktioniert bei Übergewichtigen der Fettstoffwechsel nicht richtig. Das Bakterium hilft den Fettstoffwechsel wieder in gesunde Abläufe zu führen. A. muciniphilia produziert im Darm kurzkettige Fettsäuren. Zu ihnen zählen Butyrate und Propionate. Sie wandern aus dem Darminneren in die Körperzellen ein und wirken dort als Genschalter. Sie schalten Gene an, die zu einem gesunden Fettstoffwechsel führen.
A. muciniphilia unterstütz das Abnehmen.
Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie rankommen an die gesunde Konzentration von A. muciniphilia? Zu kaufen gibt es das Darmbakterium bislang nicht. Das brauchen Sie auch nicht. Mit der richtigen Ernährung werden sich die kleinen Helfer von allein vermehren. Folgende Nahrungsmittel fördern das Wachstum von A. muciniphila:
Gemüse
Beerenobst
Rhabarber
Grapefruit oder Grapefruit-Extrakt
Curcumin
Grüntee und Grüntee-Extrakt
Eine Ernährung die zu 60 oder mehr Prozent aus Fett besteht, lässt hingegen A. muciniphilia absterben. Außerdem ist Alkohol schädlich für diese Bakterienart.
Quelle: Xu Y, Wang N, Tan HY, Li S, Zhang C, Feng Y. Function of Akkermansia muciniphila in Obesity: Interactions With Lipid Metabolism, Immune Response and Gut Systems. Front Microbiol. 2020;11:219. Published 2020 Feb 21. doi:10.3389/fmicb.2020.00219