Computer Gehirn

Eine hochelegante, einleuchtende Erklärung für den so beklagenswerten Abbau unserer Hirnleistung, für das zunehmend lückenhafte Gedächtnis mit wachsendem Alter kommt soeben aus der Uni Tübingen.

Tatsächlich befinden wir uns nach landläufiger Meinung ja bereits auf dem absteigenden Ast der geistigen Leistungsfähigkeit, sobald man die 30 überschritten hat. Und tatsächlich beschreibt die neurowissenschaftliche Literatur das Erwachsensein als ausgedehnte Phase des mentalen Abbaus, in dem Erinnerungen verblassen, sich das Denken verlangsamt und Problemlösefähigkeiten nachlassen.

Alles wenig erheiternd.

Wurde erklärt bisher mit dem Abbau der Hardware. Mit der Degeneration des neuronales Netzwerkes. Mit der Verkalkung des Gehirns. Und Abhilfe? Training. Nicht nur geistiges, sondern auch körperliches Training. Die Ratschläge sind Ihnen alle bekannt. Und sind lästig.

Frohlocket! Tübinger Sprachforscher haben einfach mal ihre Computer recht komplex das menschliche Gehirn simulieren lassen. Und doch tatsächlich gefunden, dass mit wachsendem Wissen des Computers ganz von alleine die typischen Muster altersbedingter Veränderungen auftauchen. Wundervoll wörtlich:

  • "In solche Verarbeitungsmodelle muss man keinen geistigen Abbau in Form einer abnehmenden Hardware-Leistung programmieren, er entsteht von ganz allein als Folge des immer volleren Informationsspeichers."

Verstanden? Ist das nicht herrlich? Die erklären Gedächtnisverlust ganz anders. Nämlich durch viel, zu viel Wissen. Motto: Da passt halt nix mehr rein. Die loben uns sogar!

Versteht man ganz leicht: Stellen Sie sich eine Bibliothek mit 20 Büchern vor. Nur 20 Bücher. Wie leicht es ist, hier ein bestimmtes Buch zu finden…

Und jetzt bewegen Sie sich in einer Bibliothek mit 20 000 Büchern und versuchen, ein bestimmtes Buch zu finden: Praktisch unmöglich. Sehen Sie: So kann man den negativen Begriff "Gedächtnisverlust" umfirmieren in das wunderschöne "Sie wissen einfach schon zu viel".

Frohmedizin pur.