liest der erschreckte Laie im TAGI (Schweiz). Empört worüber? Über die Tatsache, dass immer mehr Menschen Krebs bekommen? Über die Tatsache, dass die Menschen ganz genau wissen, wie man Krebs verhindern könnte, aber dennoch nichts tun? Oder über die Tatsache, dass die Behandlung des Krebses in über 50% nichts bringt? Oh nein, Sie werden sich wundern:
"Krebsärzte empört über unerträglich teure Medikamente.
Eine neue Kombinationstherapie des Basler Pharmakonzerns Roche kostet 160.000 Franken – und verlängert das Leben um 6 Monate".
Gemeint ist wahrscheinlich: Nur. Nur 6 Monate. 6 Monate kosten also 160.000 Franken. Tja. Wieso empören sich die Ärzte? Weshalb nicht die Patienten, die es bezahlen? Dass Kassenfunktionäre (die bekommen festes Gehalt) sich nicht aufregen, ist verständlich.
Mir ist die Empörung der Ärzte völlig unverständlich. Deshalb, weil ich lesen kann. Und ja schon 2010 (Spiegel 20, S. 166) auch als Nicht-Onkologe mit größter Verwunderung lernen durfte, was es doch so alles für Krebsmedikamente gibt. Beispiele gefällig?
Yongelis bei Ovarialkarzinom: Jahreskosten 124.835 €. Lebensverlängerung
1,1 Monate (20,5 statt 19,4)
Nexavar bei Leberzellkarzinom: Jahreskosten 58.400 €. Lebensverlängerung
2,8 Monate (10,7 statt 7,9)
Tarceva bei Lungenkrebs: Jahreskosten 29.525 €. Lebensverlängerung
2,0 Monate (6,7 statt 4,7)
Natürlich gibt es auch noch interessantere:
Iressa bei Lungenkrebs: Jahreskosten 42.574 €. Lebensverlängerung: Nicht nachgewiesen
MabThera bei Lymphom. Jahreskosten 134.280 €. Lebensverlängerung nicht nachgewiesen
Ein paar Beispiele aus der bunten Welt der schulmedizinischen Krebstherapie. Sie erinnern sich: 20% der gesamten Gesundheitskosten der USA werden allein von Chemotherapie verschlungen. Seit ich lesen durfte, dass es Chemotherapeutika gibt, deren Herstellungskosten 9 € betragen, für welche die Krankenkasse aber 900 € bezahlen darf...habe ich auch die Unsumme von 20% verstanden.
Das verständliche Problem ist das Objekt dieses Themas. Das Wort Krebs. Da wird jeder, auch ich, zunächst leise. Hält sich zurück. Weil er von dem Leid dahinter ahnt. Da möchte man nicht kritisieren.