Das Tourettesyndrom

ist nicht heilbar. Wieder einmal. Schulmedizin ist schon eine merkwürdige Wissenschaft.

Offenbar eher eine Beschreibende.

Das Tourettesyndrom bedeutet unablässige Verkrampfungen, ständig wiederholte heftige

Bewegungen, plötzlich einschießend. Nennt man Tics. In der Fachsprache "extrapyramidale

Hyperkinesien". Tritt auf in der Kindheit und...bleibt. Wie gesagt: Nicht heilbar.

Die Patientin sitzt vor mir. Und ruckt ständig mit dem Kopf nach links. Zieht die Schulter

hoch. Grimassiert mit dem Mund, zwinkert mit den Augen. Immer und immer und immer

wieder. Muss man sich erst mal dran gewöhnen. Weshalb ich über so etwas Spezielles

schreibe?

Weil die mich fragt, ob ich sie heilen könne. Und weil ich geantwortet habe: Ja freilich.

Ich hab einfach nachgedacht. Sollte man ab und zu als Arzt. Bin in den Alphazustand und

habe mir vorgestellt, ich wäre das Gehirn dieser Patientin. Da müssen die Ströme doch nur

so durchschießen, sich ständig wie Blitze entladen, völlig durcheinanderwuseln. Denn nur

wirre Nervenströme können solch ständige Verkrampfungen hervorrufen. Und dann

erinnere ich mich an die Behandlung der Epilepsie (Uni Zürich): Ruhigstellung des Gehirnes

durch Ketonkörper.

Hab der Patientin also geraten zu Null Kohlenhydraten. Will sagen: Zu völlig normaler, den

menschlichen Genen angepasster Kost. Ich betone das, weil Sie "Null Kohlenhydrate" immer

als etwas Abseitiges betrachten. Könnte es nicht sein, dass Sie die letzten Jahrzehnte ein

bisschen abseitig gelebt haben?

Jedenfalls folgt am 20. April die Mail: "Sagt doch mein Liebster heute Morgen zu mir: Maria,

ist Dir aufgefallen, dass du seit 1 1/2 Tagen fast gar nicht mehr ticst?"

Finde ich sensationell. Folgt am 10. Mai die nächste Mail:

"Die Tics sind fast weg ‐ ich fühle mich wieder als "normaler" Mensch ‐ als normaler Mensch,

dem es prima geht ‐ wenn ich die Menschen um mich herum in der Straßenbahn sehe, dann

denke ich, mir geht's besser als den allermeisten!"

Tja. Laut Lehrbuch ist das Tourettesyndrom nicht heilbar. Schlagen Sie mal bei Wikipedia

nach. Die Schulmedizin, die Universitätsmedizin, die Resignationsmedizin hat das Wort

Epigenetik überhaupt noch nicht verstanden.

Hat die völlig neue Dimension der Medizin der letzten Jahre noch nicht mitbekommen: Wir

können unsere Gene verändern. Durch den geheimnisvollen Dreiklang

Bewegung ‐ Ernährung ‐ Denken