würden genügen, um die "meisten metastasierenden Krebserkrankungen zu heilen". Also aggressiven Krebs.
Wissen Sie, wer das behauptet? Kein geringerer als der Nobelpreisträger Jim Watson. Sie wissen schon, der zusammen mit Crick die DNA-Struktur entschlüsselt hat. Die Doppel-Helix. Eine intellektuelle Glanzleistung. Spannend nachzulesen in dem Buch "Die Doppelhelix – Ein persönlicher Bericht über die Entdeckung der DNS-Struktur".
Wie die meisten genialen Menschen ist auch Watson heute noch außerordentlich aktiv. Liest enorm viel, schreibt wissenschaftliche Artikel. Und so kommt er zu der obigen Behauptung (Open Biol Jan 13).
Und wozu braucht man die 1 Milliarde Dollar? Um "all die noch verbleibenden Proteine zu identifizieren", die man eben braucht, um metastasierenden Krebs zu heilen. Genauer ausgedrückt, um die "wichtigsten molekularen Zielstrukturen" zu entschlüsseln, die man für – und jetzt wird's wichtig – für die Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs benötige.
Ein spezialisierter Wissenschaftler kann eben nur wissenschaftlich denken. Bleibt in seiner Welt befangen. Man muss, so meint der Genforscher Watson, Gene erforschen, Proteinstrukturen, Zielrezeptoren, um dann schlussendlich entsprechende Pharma-Medikamente zu erfinden, welche die Krebszellen abtöten.
Solche hoffnungsfrohen Worte lese ich – ich bin schon ein bisschen älter – seit sicher 50 Jahren. Und werde die wohl auch noch – wirklich? – in 50 Jahren lesen. Menschen, seien sie auch noch so gescheit, wollen einfach nicht akzeptieren, dass die von ihnen angedachten Probleme, hier die Krebsfreiheit der Menschheit
schon längst von der Natur gelöst sind
Dass man hier gar nichts zu forschen braucht. Dass jeder ungelernte Inuit (in der Vor-Cola-Ära) einfach keinen Krebs bekommen hat. Indem er "richtig" gelebt hat. Also genetisch korrekt. Das war's auch schon.
Von einem Nobelpreisträger Prof. Watson hätte ich ein intuitives Verständnis des Begriffes "Epigenetik" eigentlich erwartet. Mit seinem im übrigen glänzenden, hoch wissenschaftlichen Artikel hat er wieder einmal eins meiner Vorurteile bestätigt: Es ist schwierig, über den Tellerrand hinauszugucken. Selbst für einen Nobelpreisträger.