"Ich habe keine Zeit Bücher zu lesen."

Gast News Nr. 97 von Ulrich Strunz jun.

Wissenschaft, die sich mit Entscheidungen beschäftigt, teilt ein:

Normative Modelle. Das sind verallgemeinernde Annahmen, die auf Erfahrung, auf Messung beruhen. Und jetzt nicht länger auf Messung Rücksicht nehmen müssen. Nach zum Beispiel 37.000 Blutproben und 370.000 Minuten Gespräch, das sind 257 Tage, wäre ein normatives Modell:

Kohlenhydrate sind Müll.

Deskriptive Modelle. Die schauen u.a. auf Abweichungen, auf die Ausnahmen. Beschreiben, wann das normative Modell nicht Recht behält. Beschreiben, wie es sein kann, dass ein Marathonläufer, der nur läuft, schläft, lacht und Kohlenhydrate isst, trotz des Mülls den Marathon unter 2h läuft. (Der verbrennt den Müll sofort, täglich) Ein deskriptives Modell ist:

Kohlenhydrate sind nicht ausschließlich Müll, unter Bedingung XYZ.

Präskriptive Modelle. Die beschreiben, wie man Dinge besser machen kann. Wie man seine Ernährung optimieren kann. Wie man seine Marathonzeit verbessern kann. Wie man das innere Leiden loswerden kann. Ein präskriptives Modell ist die übliche Gebrauchsanleitung:

Unter Bedingung XYZ kann durch ABC und 123 das Ziel BLA um BLIBLABLUBB mit einer durchschnittlichen LALILA nach Schlau et. al verbessert werden.

Wenn man sich in ein Ehepaar hineinfühlt, das 50 Jahre täglich zum Frühstück Brot gegessen hat, und nun plötzlich erfährt, dass sich die DGE getäuscht hat. Dass Kohlenhydrate Müll sind. Dann kann zum Beispiel der Satz fallen:

"Was soll ich denn jetzt frühstücken? Ich brauche das Brot. Eiweißbrot schmeckt mir nicht. Ich habe keine Zeit, Bücher zu lesen.". Völlig verständlich.

Die Notwendigkeit des Brotes zum Frühstück ist ein fester, innerer Glaubenssatz geworden. Ein Bild.

Erster praktischer Vorschlag. Podcasts. Wenn Sie mit dem Auto zu Dr. Strunz nach Roth fahren, haben Sie die Zeit, einen Podcast anzuhören. Wird Ihnen Ihr Enkel einrichten. Mit einem Knopfdruck.

Könnte man z.B. den Podcast von Ralf Bohlmann anhören.

Könnte man. Lassen Sie das Internet mal gut sein. Präskriptive Modelle, Empfehlungen von außen, Rezepte, sind zu spezialisiert. Es geht erst einmal um grundsätzliches. Um etwas Simples.

Um das normative Modell. (Kohlenhydrate sind Müll).

Und um die Sucht, die damit verbunden ist. Ein Zucker-Süchtiger ist nicht empfänglich für schlaue Ratschläge oder aufklärende Beschreibungen.

Am allerwenigsten hat man dann Nerven für diejenigen, die diese Dreiteilung nicht einhalten. Und ewig zwischen den Modellen hin- und herspringen.

Die zweite praktische Lösung für den Behandelnden: NLP. Neurolinguistisches Programmieren.

Ob NLP auch online möglich ist…oder hat das doch etwas mit Zwischenmenschlichkeit zu tun?

Mit dem Einfühlen in den verzweifelten Zuckersüchtigen?

Heutzutage vielen eine unmögliche Vorstellung. Dass ein "offline" Gespräch,…heilen kann. Kommt ja der Hypnose gleich: (Igittigitt)

"Da Erickson bewußt war, daß Joe sogar die Erwähnung des Wortes Hypnose ablehnte, gebrauchte er eine langatmige Metapher über die Tomatenpflanze, um ihm indirekte und scheinbar nichthypnotische Suggestionen zu Hoffnung, Wohlbefinden, Heilung und Glück zu geben.(Erickson 1966/1980, S. 271)".

Erickson hat‘s geschafft. Dieser Text hat mich wochenlang aufgewühlt. Freilich unvorstellbar, dass hinter den zwei Worten "leere Kohlenhydrate" nur eine kurzatmige Metapher über Ernährung, nur ein Kommando, steht, um dem Leidenden indirekte und scheinbar nichthynotische Suggestion zu Hoffnung, Wohlbefinden, Heilung und Glück zu geben. Klappt nicht. Da braucht es schon ein bisschen mehr an (hypnotischer?) Beratung. An Bildern.

Sie erinnern sich. Die ARD ist der Ansicht, dass Hoffnung machen Geldgeilerei sei.

Hier ein schlauer Ratschlag und eine aufklärende Beschreibung in einem:

Es gibt noch ein zweites Wort, das wie die ARD mit A beginnt.