Das chronische Müdigkeitssyndrom

Ach, wenn ich könnte. Ich würde Ihnen so gerne einen kompletten Arztbrief abdrucken der Universitätsklinik Erlangen. Meiner Uniklinik. Dort bin ich groß geworden. Dort habe ich Schulmedizin gelernt. Und damals natürlich gar nicht gewusst, wie sehr ich mich blamiere.

In den Augen der Patienten blamiere. Denn geholfen… haben wir meines Wissens nie. Wir haben "behandelt".

Genau dies lese ich in diesem ausführlichen, hochwissenschaftlichen Arztbrief – wie ich ihn damals selbst angefertigt habe – erneut nach. Da geht es um

"Grippeähnliche Beschwerden mit Fieber, starkem Schwitzen, leichte Halsentzündung, Abgeschlagenheit. Die Patienten leidet an Müdigkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, sowie Kribbeln in Armen und Beinen, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Herzrasen, Durchschlafstörungen. Es besteht eine Leistungsminderung um 30 %, Schlafbedarf hat sich erhöht, Allgemeinbefinden zunehmend verschlechtert."

Das schreibt die Uniklinik Erlangen. Und was tut sie dann? Sie untersucht das Blut. Gute Idee. Das sieht dann etwa so aus (Ich hoffe, Sie sind beeindruckt!):

Anmerkung: Es geht um das Immunsystem. Natürlich. So schlau sind die auch. Nur: Die wissen offensichtlich nicht, wie man sich diesem scheuen Reh nähert. Wie man das misst, das Immunsystem (Aminogramm!). Daher die verwirrende, den Patienten natürlich beeindruckende Vielzahl von Titern und Immunglobulinen. Dann mal los mit dem Arztbrief:

Immunologie: 25-Hydroxy-Vitamin D 35,5 ng/ml (20-70 ng/ml), Rheumafaktor IgG<20,0 IE/ml (0-20 IE/ml), AK gegen Ro-52-, Ak gegen OJ -, Ak gegen EJ -, Ak gegen PL-12 -, Ak gegen PL-7 -, Ak gegen SRP -, Ak gegen Jo-1 -, Ak gegen PM-Scl75-, Ak gegen PM-Scl100 -, Ak gegen Ku recom -, Ak gegen Mi-2 -, (-=negativ +=positiv), ANA auf Hep2 nukleolär, ANA auf Hep2-Titer 1:100 1(<100 1), ACE 11,8 U/l (8,3-21,4 U7l), Ak gegen AMA-M2 -, Ak gegen Riosomales-P-Protein -, Ak gegen Histone -, Ak gegen Nukleosomen -, Ak gegen PCNA -, Ak gegen Centromer B -, Ak gegen Jo-1 -, Ak gegen PM-Scl -, Anti-Cardiolipin-AkM 0,8 MPL U7ml (0-15 MPL U/ml), CCP zykl. Zitrul. Peptide 64,0 U/ml (-<10 U/ml), M/Thyreogl.-Ak negativ 1: (<100 1), T/Thyreogl. Ak negativ 1: (<10 1:) …

IgG-Line: p100-, VlsE-, p58-, p41-, 039-, OspA-, PspC B. sensu stricto +/-, OspC B. afzelii-, OspC B. garinii-, OspC B. spielmanii +/-, P18 B. sensu stricto-, P18 B.afzelii-, P18 B. garnii1-, P18 B. spielmanii-,.

IgM-Line: p100-, VlsE-, p58-, p41-, 039-, OspA-, PspC B. sensu stricto-, OspC B. afzelii-, OspC B. garinii-, OspC B. spielmanii-, P18 B. sensu stricto-, P18 B.afzelii-, P18 B. garnii1-, P18 B. spielmanii-,.

Toll. Was man so alles messen kann! Nur: Geholfen? Nicht die Spur. Auch nicht ein kleines bisschen. Und so leidet die Patientin weiter. Drei Jahre später kam sie dann in meine Praxis. Normale große Laboranalyse, Feststellung von Mangelzuständen, Ausgleich. Das war alles.

Drei Monate später die Patientin wörtlich: Alles fast weg, jedenfalls wesentlich besser: Sie könne jetzt 20 Kilometer am Stück joggen. Da lächle ich sie an. Kann das Frau Dr. Merkel? 20 Kilometer am Stück joggen? Für mich heißt das: Gesund.

Verstehen Sie jetzt meinen (arrogant wirkenden) Satz: Aus meiner Sicht blicke ich auf die Schulmedizin hinab. Molekularmedizin, also pure Physik ist weit, weit überlegen. Und das ist ganz offensichtlich nicht nur eine Behauptung. Wie wieder ein junger Mensch beweist. Hier und heute.