Wie viel erträgt der Mensch? Wie viel hält er aus, wenn es von allen Seiten über ihn herein bricht? Wenn nichts mehr stimmt? Wenn er nicht mehr weiter weiß?
Und wenn er dann dummerweise auch noch hochintelligent ist und sich selbst und sein körperliches wie auch geistiges Versagen präzise beschreiben kann?
Dann wird’s schlimm.
Um Ihnen einmal einen Eindruck zu geben, wie es anderen Menschen geht, um Ihnen einmal zu zeigen, wie gut es Ihnen geht, darf ich einfach aufzählen. Die Liste liegt schriftlich vor mir.
Müde. Noch müder.
Schlaflos, alle Stunde wach.
Antriebslos.
Schwitzen, inneres Gar-werden und Frieren, teilweise keine Minute gleich.
Herzrasen, Herzstolpern.
Höre zunehmend schlechter.
Sehe zunehmend schlechter.
Plane von Toilette zur Toilette…
Schmerzhafte Darmschwierigkeiten (Divertikulitis).
Keine Konzentration, rasende Gedanken, Wortfindungsstörungen.
Die Zähne verabschieden sich… Trotz Gebissschiene.
Nase läuft permanent. Wirklich immer.
Schuppenflechte Fußsohle.
Fingernägel splittrig, reißen ein.
Haarausfall, periodisch, wirklich übel.
Augenbrauen ganz verschwunden.
Schilddrüse stark vergrößert.
Verdacht auf Krebs.
Knochen, Knie, Füße: Überall Schmerzen.
Nächtliches Ameisenlaufen, Raynaud-Syndrom.
Ohrengeräusche jahrelang.
Reichts langsam? Nein, reicht nicht: Ständiger Schwindel. Ich muss gestehen, dass es dann auch mir gereicht hat. Ein mitfühlender Mensch hält so etwas gar nicht aus.
Was täten Sie? Wenn Sie der Doktor wären? Gleich zum Psychiater? Das übliche Abschieben? Nur: Ganz ernsthaft, wo soll man da beginnen?
Befallen sind ja offenbar alle Organe und dann auch noch der gesamte Mensch. Bleibt wirklich nur, das eine Organ zu studieren, das den ganzen Körper betrifft: Das Blut. Daher die große Blutanalyse.
Gefunden wurde im Wesentlichen (falls Sie das interessiert):
Schleichende EBV-Infektion.
Massiv erhöhtes IgE (Allergie).
Tiefes Progesteron (Wechseljahre).
Ein Aminogramm, das praktisch nur aus Defiziten bestand.
Damit lässt sich arbeiten. Damit lässt sich etwas anfangen. Wir haben längst aufgehört zu fabulieren, also jeder einzelnen Beschwerde einen Blutwert zuzuordnen. Das ist Märchenplauderei der Schulmedizin. Wir wissen schließlich gar nicht, was einzelne Aminosäuren tatsächlich alles bewirken. Wir wissen nicht, was Magnesium alles für Stoffwechselvorgänge regiert. Wir wissen eigentlich gar nichts. Wir ahnen höchstens.
Deshalb striktes, rigides Vorgehen: Wir messen Blutwerte, bringen die in Ordnung und verlassen uns darauf, dass hinter dieser Blutanalyse ja ein Mensch steht. Der dann möglicherweise auch in Ordnung kommt.
Noch weiß ichs nicht. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.