Sitzt in Augsburg. Ein Riesen-Konzern. Und der lädt ein nach München. Zur "Ausbildung zum Orthomolekulartherapeuten".
Ausbildungsthemen sind biochemische Grundlagen zu freien Radikalen, zum Arachidonsäurezyklus, zu Carriermechanismen. Da werden Metaboliten untersucht, da geht es um Pharmakogenetik, freilich auch um Arzneimittelrecht. Gesprochen wird über Bioverfügbarkeit, Resorption und Wirkweise von Mineralstoffen, Nano-Carrier, Aminosäuren und den Säure-Basen-Haushalt.
Da wacht langsam jemand auf.
Aufgefallen war nämlich, dass laut deutscher Gesellschaft für Ernährung fünf Portionen Obst und Gemüse (650 g), täglich genossen, eine ausreichende Vitamin-und Mineralstoffversorgung gewährleisten. Gleichzeitig steht fest (Nationale Verzehrstudie II (2008)), dass weniger als 20 Prozent der Deutschen diese Mengen zu sich nehmen.
Die Folge? Der medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) schätzt, dass 1,6 Millionen der über 60 jährigen unter chronischer Mangel-ernährung leiden. Dies seien Fragen und Beobachtungen, denen "wir Mediziner konsterniert gegenüberstehen". Denke ich mir: Soso!
In der Universität, so heißt es, werden zwar die biochemischen Grundlagen der Ernährungsmedizin gelegt, die praktische Therapie jedoch beginnt erst in den letzten Jahren in Studien an Boden zu gewinnen. Beispiel: Vor 10 Jahren gab es 149 weltweite Veröffentlichungen über Homocystein, heute sind es weit über 9000. Wie gesagt: Da wacht jemand langsam auf.
Die Bevölkerung freilich ist lebensklug und viel weiter: 80 Prozent der Bundesdeutschen nehmen Vitamine zu sich (MONICA-CORA-Follow-up Studie). Ein pragmatisches Vorgehen. Ärzte aber lehnen diese orthomolekulare Medizin bisher in der Regel ab. Dabei tun sie’s doch längst, oft ohne es zu wissen. Ein Eisenmangel wird mit Eisen behandelt. Muskelkrämpfe werden mit Magnesium behandelt. Neu ist jetzt...
NEU ist, dass jetzt der Beseitigung von noch unentdeckten Mängeln Wert beigemessen wird. Heißt also: Entscheidend wird die Messung. Vorher. Rechtzeitig.
Fällt Ihnen was auf?: Hier bildet nicht aus die deutsche Ärztekammer, hier bildet nicht aus das Bundesgesundheitsministerium, hier fühlt sich eine private Institution, nämlich Europas größtes Labor berufen.
Es wird wirklich Zeit.