Geld oder Leben.

Genau wie Sie, liebe Leser, ist auch ein Arzt ein empfindsames Wesen. Hat auch eine Seele. Erwartet ein bisschen Anerkennung, ein bisschen Rücksichtnahme, ein bisschen Empathie von Mitmenschen. Genau wie Sie.

Und verzweifelt, wenn er im Stich gelassen wird. Beim Neukauf von Schuhen ist das vielleicht nicht so wichtig, aber wenn es um Ihren verkrebsten Körper geht…? Da werden auch Sie ein bisschen empfindlich, glaube ich. Nur: Kann man sich gegen Institutionen wehren? Nach meiner Lebenserfahrung: Nein, kann man nicht. Lesen Sie einfach mal mit:

"Seit 2002 bin ich an einem Ovarialkarzinom erkrankt.

Seit einigen Jahren werde ich zwischen den Chemobehandlungen mit einer Hochdosis Vitamin C behandelt. Dadurch verlängern sich die Abstände zwischen den erneuten Chemotherapien. Meine Lebensqualität hat sich dadurch sehr verbessert und die Nebenwirkungen sind auch rapide zurückgegangen. Ich fühle mich allgemein z.Zt. sehr gut.

Leider wird diese Therapie nicht von der Krankenkasse unterstützt – ich bin Rentnerin und die Kosten der Vitamin C Therapie überschreiten seit langem mein Einkommen. Die Krankenkasse begründet die Ablehnung mit: keine Studien und keine wissenschaftlichen Arbeiten.

Also wird die Dame vor dem Sozialgericht um ihr Leben kämpfen. Hat von der Rechtslage her, von den verbindlichen Leitlinien (Sie kennen sich ja inzwischen aus) keine Chance. Ist also auf Empathie, auf Mitleid des jeweiligen Richters angewiesen.

Und der Arzt? Wer denkt an den Hausarzt? Der sich der Mühe der Infusionen unterzieht (machen Sie das einmal...), der den Erfolg protokolliert, der Zeuge wird eines erfolgreichen Überlebenskampfes unter seiner Obhut... Und der jetzt mit seiner Kunst an der gesetzlichen Krankenkasse scheitert?! Wozu hat er dann studiert?

Medizin in Deutschland. Medizin heute. Das mein ich noch nicht einmal als Vorwurf. Nur: Solche Mails (wie oben) rauben mir den Schlaf. Würde Ihnen genauso gehen. Ich tu halt, was ich kann…