Zäh, hat er gedacht, der Steinzeitmensch. Zäh wird’s wieder sein, das Fleisch. Scheußlich.
Aber Hunger hat er gehabt. Und so ist er weitergetrabt. Immer hinter seiner Beute her, dem Wisent.
Stundenlang. Bis das Wisent erschöpft war, aufgab und endlich zur Beute wurde.
Bei stundenlangem Leichttrab aber ist etwas passiert. Im Gehirn des Steinzeitmenschen. Wenn man lange locker lächelnd leicht läuft, wird ACTH freigesetzt, ein Hormon aus der Hirnanhangsdrüse. Das Kreativitätshormon (Hollmann, 1988). Ach, so wird´s gemacht? Dass da nicht schon früher einer draufgekommen ist!
Bei einer dieser langen, leichten, lächelnden, lockeren Jagden des Steinzeitmenschen hinter dem Wisent her ist ihm plötzlich die Erleuchtung gekommen: die Erleuchtung nämlich, dass heiß machen weich macht.
Im Winter, dass wusste er, wird alles hart. Auch seine Muskeln. So wie das zähe Wisentfleisch. Aber im Sommer werden seine eigenen Gliedmaßen weich, elastisch, angenehm. Aha – muss er gedacht haben: Heiß musst du´s machen, das Wisent. Mit Feuer. Braten.
Das Steak, den Saftbraten – das verdanken wir den Läufern. Den langsamen, lockeren, lächelnden Läufern unter den Steinzeitmenschen, denen, die den Segen des ACTH erfahren haben. ACTH ist das Hormon, das Ihre Kreativität weckt. Und dieses Hormon durchflutet Ihr Hirn beim langsamen Laufen im Sauerstoffüberschuss. Jeder Läufer berichtet früher oder später: Beim Laufen kommen die besten Ideen. Richtiges Laufen ist ein Geheimnis des Adlers, des Überfliegers, des kreativen Menschen.
Merke: Vitamine gehen freilich verloren beim Braten – aber die Aminosäuren, Eiweißbausteine, bleiben erhalten. Ein erlaubter Kompromiss. Und Eiweiß brauchen wir nicht nur für die Muskeln, auch für unsere Hormone.
Also laufen Sie leicht, locker und lächelnd. Sie werden sich in Zukunft vor glänzenden Einfällen und überraschenden Lösungen einfach nicht mehr retten können.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz