Leben ist etwas Unmögliches. Jede lebende Zelle, jedes Bakterium, jeder Mensch widerspricht dem einen, ewig gültigen Gesetz der Natur, dem II Hauptsatz der Thermodynamik. Der da sagt:
Alle Moleküle des Universum, also auch unsere Körpersubstanz hat die Tendenz: von Ordnung zu Unordnung. Heißt übersetzt: Alles zerfällt. Wartet man lange genug, wird aus jedem Stein Staub.
Ein Haus zerfällt im Laufe von Jahrhunderten. Zu einem Steinhaufen. Noch nie wurde beobachtet, dass ein Haufen von Steinen sich von selbst zu einem Haus zusammensetzt. Ein großes Stahlkunstwerk wie der Eiffelturm wird nach Jahrhunderten, wird nach Jahrtausenden ein Haufen von Eisenschrott sein. Unausweichlich. Nie wurde beobachtet, dass aus einer riesen Schrotthalde plötzlich ein Eiffelturm entstand. Und der menschliche Körper, kurz nach dem Tod, verfällt. Verwest. Wird wieder zu Erde, zu Asche. Nie wurde beobachtet, dass in einer Grabstätte aus diesen vormals menschlichen Molekülen plötzlich wieder ein menschlicher Körper entstand.
Der II Hauptsatz der Thermodynamik ist gültig. All überall im Universum. Und da kommt doch plötzlich der eine Begriff "Leben" und wirft alles über den Haufen.
Macht all das gesagte ungültig. Lebendige Moleküle widerstehen diesem Gesetz. Zerfallen eben nicht. Sondern ein Knochen bleibt ein Knochen jahrzehntelang. Ein Muskel bleibt ein Muskel jahrzehntelang. Ein Herz bleibt ein Herz jahrzehntelang und zerfällt eben nicht in ein paar Wochen, wie Aas das tut.
Der Mensch, jede Zelle ist also ein Haufen von Molekülen, dem Gesetz der Natur, der Thermodynamik unterworfen, der dieses Gesetz aber aufhebt. Durch die
Kraft des Lebens.
Also durch eine mystische Energie, welche die Moleküle, die sicherlich bestrebt sind, sich aufzulösen, zu zerfallen, immer wieder zur Ordnung ruft. In jeder Sekunde. Sie zusammenhält. Strukturen bewahrt.
Besonders deutlich in unseren Chromosomen, den Genen. Wie hochstabil die sein müssen trotz Zellteilung und Replikation. Wie hochstabil die Eigenschaften der Mutter auf das Kind übertragen werden müssen. Da darf auch nicht "das kleinste Stäubchen" abfallen.
Dieses wunderliche Phänomen hat Erwin Schrödinger, den Physiker, den Nobelpreisträger veranlasst, DAS Büchlein "Was ist Leben" zu verfassen. Ein Muss für jeden gebildeten Menschen.
Frag ich Sie: und woher kommt diese mystische Kraft, dieses "Leben"? Aus dem Urknall? Schon damals angelegt zwischen all den Protonen und Photonen und Neutronen und Quarks? Na, dann gäbe es Leben auf dem Mond. Dann gäbe es Leben auf dem Jupiter.
Gibt´s aber nicht. Wir wissen (bisher) nur von Leben auf der Erde. Betrifft uns. Diese mystische Kraft ist ganz plötzlich in all die Moleküle des Universums eingedrungen und hat den Verfall gestoppt. Hat die Zunahme der Entropie, gültig im ganzen anderen Universum, gestoppt.
Können Sie mir nach dieser Betrachtung erklären, woher "das Leben" stammt? Vom Himmel gefallen? Durch den Föhn daher geweht? "Das Leben", ein Bruch des universell gültigen thermodynamischen Gesetzes, kann nicht durch "Evolution", also langsam, schleichend entstanden sein. Das war erst nicht da und dann war es da.
Und woher? Kann ich Ihnen natürlich auch nicht beantworten. Weiß aber, dass jeder ernsthafte Physiker des letzten Jahrhunderts, besonders die Nobelpreisträger, im Alter in der Regel religiös wurde. An einen Schöpfer zu glauben begannen. Wie auch immer man den nennt.
Eine Ahnung von der Wahrheit der Sicht großer Physiker gibt uns Rilke. Einer der zwei deutschen Dichter. Darf ich?
"… alles Leben wird gelebt.
Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die
wie eine ungespielte Melodie
im Abend wie in einer Harfe stehen?
Sind das die Winde, die von Wassern wehn,
sind das die Zweige, die sich Zeichen geben,
sind das die Blumen, die die Düfte weben,
sind das die langen alternden Alleen?
Sind das die warmen Tiere, welche gehn,
sind das die Vögel, die sich fremd erheben?
Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, - das Leben?
Bitte. Bitte bleiben Sie ein paar Minuten in diesen Zeilen. Verstricken Sie sich. Hören Sie das Denken auf, beginnen Sie mit dem Fühlen. Denn Wahrheit… ist ein Gefühl.
PS: Ich formulier ´s mal so, ganz kurz und knapp: Das Gefühl, das Sie beim Duft einer Blume empfinden, das… soll entstanden sein, schon vorhanden gewesen sein, damals im Urknall? Ruuumps? Erschafft ein Gefühl? Hatte Liebe schon einprogrammiert?