Tatsächlich geht es uns gut. Viel zu gut. Macht schläfrig. Träge. Tröstlich, dass aber jedes Krüglein so lange zum Brunnen geht, bis es bricht. Denn nur dann können wir überhaupt aufwachen.
Will sagen: Wenn wir einmal ins Unglück stürzen, wenn wir krank werden, kann sich das oft als sehr segensreiche Unterbrechung der gewohnten Gemütlichkeit herausstellen. So bedanke ich mich heute noch für die Ohrfeige, die mir der liebe Gott vor einigen Jahren gegeben hat. Ein recht kräftige. Aber bei so renitenten Burschen wie bei mir...
Solche Gedanken kommen mir bei einem lieben Brief von Ihnen. In dem der Satz steht
"Ansonsten treibe ich jetzt viel Sport, und fühle mich mit Ihren Ratschlägen besser als vor der Brust-Krebserkrankung, als ich also vermeintlich gesund war."
Vermeintlich gesund. Genau. Genetisch nicht korrekt gelebt so lange, bis das Krüglein gebrochen war. Zum Glück aufgewacht. Viele von Ihnen glauben ja, dass das Aufwachen singulär genügt. Dass Sie bei Brustkrebs beispielshalber nun die Kohlenhydrate weglassen müssen. Null Zucker. Zu kurz gedacht. Genetisch korrekt ist ein sehr viel weiteres Gedankengebäude. Zwangsläufig: Es muss sich doch Ihren Genen anpassen, das neue Leben. Und das kann in diesem Fall sehr wohl auch Chemotherapie bedeuten. Wussten sie das? Hören wir einmal einem der Protagonisten, dem Biologen Dr. Coy zu, der sich wohl am längsten schon Gedanken gemacht hat über die völlige Überflüssigkeit von Krebs und darüber nicht nur philosophiert hat, wie ich z.B. mit dem Beispiel der Eskimos – sondern Jahre, Jahrzehnte im Labor geforscht hat. Und die entscheidende Entdeckung des TKTL1-Genes gemacht hat. Der schreibt sehr viel differenzierter als Sie glauben:
"Die Vergärung von Zucker trotz Anwesenheit von Sauerstoff (aerobe ) wird genutzt, um auf ungefährliche Weise Energie freizusetzen – also ohne die Produktion von gefährlichen Radikalen. Dieses Recht, Zucker zu vergären, wenn Sauerstoff vorhanden ist, haben generell nur bestimmte, wichtige Zellen im Körper: z.B. Stammzellen, Keimzellen, Nervenzellen, Endothelzellen, Netzhaut.
Wenn Tumorzellen diese Vergärung anschalten, wird daraus eine aggressive Krebszelle, die invasiv wächst, sich ausbreitet, Metastasen bildet, resistent wird gegenüber zytotoxischen Therapien (Chemotherapien), radikal induzierende Therapien (Strahlentherapien), Anti-Hormon-Therapien und Angriffen des körpereigenen Immunsystems (Milchsäure-vermittelter Säurearrest der natürlichen Killerzellen).
Diese Überlebensstrategie von Krebszellen funktioniert allerdings nur mit Zucker (oder verwertbaren Kohlenhydraten). Wenn man Krebspatienten zum Frühstück Weißbrötchen und Marmelade serviert, wird alles getan, die Resistenz von Krebszellen aufrechtzuerhalten.
Man sollte Patienten in Krankenhäusern anders behandeln: Vor dem Frühstück sollten Nüchternläufe durchgeführt werden, danach eine kohlenhydratarme Ernährung und dann erst die zytotoxische Therapie oder die Strahlentherapie. Dann funktioniert die Therapie auch."
Müsste man natürlich ergänzen: Die Tumorzellen haben ja nur deshalb umgeschaltet, weil wir vorher die Mitochondrien beleidigt haben. Sie nicht richtig ernährt haben. Sie ausgehungert haben. Also gehört selbstverständlich dazu ein Verwöhnprogramm für die Mitochondrien. Kurz gefasst: Aminosäuren, Vitamine & Co.
Wenn Mitochondrien rund und gesund vor sich hinschnurren, von Ihnen verwöhnt werden nach Strich und Faden, wird eine Zelle niemals auf die Idee kommen, umzuschalten auf die Notenergie. Auf die Vergärung. Wird nicht zur Krebszelle.
PS: Jährlich in Deutschland 469000 neue Krebspatienten. Jeder ein Einzelschicksal.