Atmung

Ulrich G. Strunz

Manche Menschen kennt man schon, bevor man sie kennenlernt. Kennen Sie solche Begegnungen?

Es gibt Menschen denen kann ich von Anfang an Vertrauen Schenken wollen. Ein solcher Mensch ist Matthias Wittfoth (matthiaswittfoth.de).

Der Grund weshalb ich ihm sofort vertrauen wollte ist simpel:

sein erster Blick hatte ihn verraten.

Sein erster Blick ging durch mich hindurch. Als ob er mich betrachtet und sofort alles über mich gewusst hätte. Natürlich ist das eine wörtliche Übertreibung. Es ist eher der Versuch ein Gefühl zu beschreiben.

Matthias Wittfoth ist ein Dr. rer. nat. Dipl-Psych, aus dem Max-Planck-Institut für Kognitive Neurowissenschaften, Psychologie, Heilpraktiker für Psychotherapie, 20 Jahre Hirnforschung, …

Die Titel erzeugen natürlich Respekt, so wie es der Anstand verlangt. Die Titel kannte ich bei unserer Begegnung allerdings nicht. Die erfuhr ich dann erst im Nachhinein.

Ich begegnete auch nicht Matthias Wittfoth, den Namen kannte ich auch nicht. Ich mag Namen auch nicht besonders und merke sie mir ungern. Wir trafen uns am Vorabend seines Seminars beim Essen.

Da saß ein Mensch neben mir, der mir etwas von Atmung erzählte. Ausgerechnet mir, einem Asthmatiker. Als ob ich nicht über Atmung Bescheid wüsste.

Es waren nicht seine Worte, seine Titel oder sein Name die mich dazu brachten, ihm zu vertrauen:

Die Atemübung, nach Wim Hof, einfach auszuprobieren.

In einer Zeitspanne von angeblich 35 Minuten wurden 20 Personen, auf dem Boden liegend, von Matthias Wittfoth unter Begleitung von entspannter Musik angeleitet.

Es fühlte sich an wie 8 Minuten.

Und niemals in meinem Leben hat sich Atmen so wunderschön angefühlt.

Es fühlte sich an, als ob ich zum ersten Mal in meinem Leben atmen durfte. Ohne Schamgefühl stolz, laut und übertrieben einatmen dürfte. Es war ein befreiendes Gefühl. Über drei verschiedene Atmungsphasen atmete ich unter der Anleitung. Das prickelnde Gefühl das durch die Atmung in meinen Fingerspitzen entstand, konnte ich steuernd durch meinen Körper fließen lassen. Man konnte mit dieser Elektrizität spielen. Zwischendrin wurde alles dumpf, Geräusche nahm ich nur wie durch eine Hülle war. Kokongefühl. Alle Teilnehmer konnten immer länger den Atem anhalten. Übertrieben lang. Das Gefühl von Nicht Atmen Müssen war beruhigend. Es schaffte Selbstvertrauen.

Wim Hof Atemübungen. Wieder so was Langweiliges, ein Trend, wieder so ein disziplinförderndes, gesundes, leistungsoptimierendes Konzept!

Pustekuchen! Die Atemübung war ein einziger RAUSCHZUSTAND. Ich hatte so furchtbar Unrecht, ich habe keine Ahnung vom Atmen! Endlich Unrecht Haben! Davon will ich mehr!

Ich, seit Geburt Asthmatiker, habe keine Ahnung von Atmung gehabt. Zum Glück scheint mein Körper auf magische Art und Weise(?) zu wissen, welchen Menschen man vertrauen kann:

das nenne ich jetzt das Unrecht Haben Wollen!

Um dann mit offenem Geist eines Besseren belehrt, nein: gelehrt zu werden und zu wachsen!

Es zeigt sich wieder einmal:

Die Erfahrungen von Innen

schlagen die Worte von Außen

in punkto Überzeugungskraft

im Individuum.