Das 1 x 1 der Depression

Ist es wirklich so schwer, 1 und 1 zusammenzuzählen? Wenn man eine Depression hat? Oder hat man dann die Energie schon gar nicht mehr? Denkt man nur noch "daneben"? Dann freilich: Wer könnte für Sie die Denkarbeit übernehmen?

Glücklich, wer einen klugen Lebensgefährten hat. Und sonst? Dafür haben wir Ärzte.

Wenn wir davon ausgehen, dass eine entscheidende Rolle (vorsichtig formuliert) das Serotonin spielt. Bei Entstehung der Depression. Der Mangel nämlich. Dann verstehen Sie, dass der Arzt Ihnen einen SSRI gibt. Ein chemisches Mittel, was die Rückresorption von ausgeschüttetem Serotonin verhindern soll. Und damit das Serotonin künstlich ein bisschen anreichern soll. Die Idee ist gut.

Nur: Ich habe noch nie einen Kollegen getroffen, der so weit gedacht hat: Und wenn gar kein Serotonin vorhanden ist? Was nützt dann ein SSRI? Gar nichts. Und das erleben Sie ja in natura: Die Tablette nützt gar nichts. Oft genug.

Also wäre die richtige Idee doch wohl, mehr Serotonin zu essen. Kann man ja in Form von Tryptophan. Ein rezeptfreier Stoff. Reine Natur. Kommt in jedem Bissen Quark vor. Nur eben: Sie brauchen sehr viel mehr. Einverstanden. Hilft ja oft überraschend gut.

Nur für´s Gebetbüchlein: In meiner Not – nach den Operationen – habe ich abendlich 20g geschluckt. Tryptophan. Ich lebe immer noch. Scheint wirklich ein Naturstoff zu sein. Aber bitte: Nicht wiederholen!

Wenn es da nicht die Biochemie gäbe, die uns versichert: Tryptophan wandelt sich erst dann in das gewünschte Serotonin um, wenn genügend Zink vorhanden ist. Tja. Haben Sie denn genügend? Wetten, dass nicht? Wetten, dass auch Sie irgendwann mal gegen einen Virus gekämpft haben und keine Zinkvorräte mehr haben?

Steht alles niedergeschrieben. Sie müssten´s nur lesen. Sie müssten nur 1 und 1 zusammenzählen. Also Zink dazu nehmen. Noch dazu, weil das in der Uni längst bewiesen wurde (News vom 01.09.2014 wwwdrstrunz.de, anbei).

Lustige kleine Nebenbemerkung: In dieser Studie wurde gezeigt, dass Psychopharmaka erst dann wirken, wenn genügend Zink vorhanden ist. Weiß das Ihr Psychotherapeut?

Aber das wollen wir in unserer Schulmedizin lieber nicht hören. Wir bauen auf dem felsenfesten Fundament der Pharmamedikation. Zink klingt ein bisschen zu lächerlich. Hat außerdem gar keine Nebenwirkungen!!! Unerhört!!!

Nebenwirkungen? Wenn Sie einmal nach 6 Monaten Psychopharmaka 30 kg schwerer geworden sind, wissen Sie, wovon ich spreche.

Und wenn Sie dann neben 1 und 1 noch ein Drittes hinzuzählen: Die stärkste Waffe gegen Depression ist der Ausdauersport. Gesichertes Wissen. Und Sie sich vielleicht aufraffen können…. (ich weiß, oft schwierig). Dann sollte es Ihnen doch gelingen, der Hölle zu entrinnen.

Sollte es. Wenn man in diesem Zustand noch 1 und 1 zusammenzählen kann. Wie gesagt: Glücklich der mit einem klugen Lebenspartner oder einem geduldigen, mitfühlenden Arzt. Einem Arzt, der seine weiterbildende Literatur liest.

Bemerkenswert ehrlich…

…beginnt eine Studie aus der Psychiatrie, Uni Krakau, Polen. Beginnt mit den Worten:

"Eines der Hauptprobleme in der Therapie einer Depression ist die beschränkte Wirksamkeit von Antidepressiva… Nur etwa 50 % der behandelten Patienten spricht wie erwünscht an. Kommt hinzu, dass die hierfür erforderliche Dosis oft viele unerwünschte Nebenwirkungen hat…"

Nur 50 %? Und dann fast sicher unschöne Nebenwirkungen? Was soll das Ganze? Wissen die Verfasser natürlich auch. Und die machen einen unüblichen Vorschlag: Könnte man nicht diese chemische Behandlung durch natürliche Mittel verstärken? Unterstützen? Erst wirksam werden lassen?

Muss ich lächeln. Die zäumen das Pferd natürlich von der falschen Seite auf. Die fangen erst mit der Chemie an, merken, dass die versagt, und suchen dann Hilfe in der Natur. Natur heißt hier übrigens

ZINK

Die zeigen doch tatsächlich in der Studie, dass Zink, 25 mg, den Effekt von Psychopharmaka (hier Imipramine) verstärkt und beschleunigt. Ein höchst erwünschter Effekt.

Und zeigen dann peinlicherweise, dass das besonders gut funktioniert, nämlich Zink zusätzlich, besonders gut funktioniert bei Patienten, die vorher auf verschiedene andere Psychopharmaka überhaupt nicht angesprochen haben. Die man bisher gar nicht behandeln konnte.

Bei denen würde Zink jetzt plötzlich der chemischen Pille ihre Wirkung erst ermöglichen. Ei gucke da!

Auf die Idee, einfach nur Zink zu geben… Ja, mei. Medizin beginnt nun einmal mit der Pharmaindustrie. Das ist die Basis. Zink höchstens obendrauf. Anderes Denken ist nicht möglich.

Erinnern Sie sich an News vom 27.02.13 und 06.08.14? Erinnern Sie sich an die Entdeckung, dass aus gegessenem Tryptophan (reine Natur) erst mit genügend Zink das gewünschte Serotonin entstehen kann? Dass logischerweise also Zink ein sehr starkes Antidepressivum sein muss?

Ich meine: Ohne zusätzliche Pille? Denn dass es schlussendlich um möglichst viel Serotonin im Gehirn geht, darüber sind sich beide Parteien einig. Die Universitätsmedizin (Uni Krakau) und wir Wissenschaftler (die Reihenfolge ist übrigens nicht als Scherz gemeint).

Hochinteressant und ganz nebenbei lerne ich in der Arbeit noch etwas völlig Neues: Wussten Sie, wie man Zink direkt im Hippocampus und im übrigen Gehirn anreichern könnte? Ohne dass man Zink schluckt? Staunen Sie mit: Durch

chronische Elektroschocks. Bewiesen!

Na… wäre das nicht eine Alternative? Wenn mich wieder mal jemand nervt mit der Beschwerde: "Muss ich wirklich so viel Zink schlucken? Jeden Tag?" Nein, müssen Sie nicht. Es gäbe da eine elegante zweite Möglichkeit… Habe ich soeben – lächelnd – gelernt.

Quelle: J Affective Dis 118 (2009) 187-195