Lügen auch in der Medizin

Nicht nur in der Politik. Wie uns kürzlich anlässlich der Wahlen in den USA so grell vor Augen geführt wurde: Hat ein einziger Artikel, ein einziger Kommentar, eine einzige "fundierte Voraussage" über die beiden Kandidaten gestimmt? Wenn ich ein bisschen Zeit hätte, würde ich aus den führenden Zeitungen der USA, aber natürlich auch Deutschlands diese Artikel in Buchform sammeln. Titel "Die Lüge".

Denn selbstverständlich war das keine Ausnahme, sondern die Regel. Wird mir immer klarer. Und genau das gleiche Phänomen finden wir in der Medizin. Darf ich?

Gestern hatten Sie von dieser raffinierten Harvard-Studie gelesen. Vier Diäten wurden verglichen. Kohlenhydratanteil 35% -65%. Resultat: Kein Unterschied.

Sehen Sie: Das zitiert unsere DGE. Unter der Überschrift: Reduktion von Kohlenhydraten bringt gar nichts. Sei bewiesen. Die Studie läge ja da. Sie verstehen immer besser, weshalb ich von Schrottstudien spreche.

Aber das hübsche daran kommt ja erst. Eine intelligente Dame, Frau Katrin Geisler aus Frankfurt hat diese Studie in einem Leserbrief im Spiegel 13/2017 Seite 136 kommentiert. Und hat sehr richtig bemerkt:

Bei der Studie bekamen alle Teilnehmer grundsätzlich 750 Kalorien weniger als angemessen. Wenn man das in Fettkalorien auf zwei Jahre umrechnet, hätte jeder Teilnehmer in zwei Jahren 78 Kilogramm abnehmen müssen.

Tatsächlich waren es aber nur vier Kilogramm. Listig frägt Frau Geisler, wie diese Diskrepanz wohl zustande käme.

Ach ja. Kalorien. Diesen scheußlichen, unwissenschaftlichen Unfug, es käme auf Kalorien an, sie müssten nur die Kalorien zählen, ist ja nun oft genug widerlegt worden. Wird selbstverständlich in jeder Uni-Vorlesung, in jedem Ernährungsbuch, von jeder DGE-geschulten Assistentin wiederholt. Hilft alles nichts.

Dumm nur, dass der Referent dieser Studie geantwortet hat. Saudumm. Der behauptet jetzt nämlich:

"Viele Teilnehmer haben die Vorgaben der reduzierten Kalorienaufnahme nicht eins zu eins umgesetzt…"

Verstanden? In Wahrheit hat sich keiner dieser Diätler an die Vorschriften gehalten. Natürlich nicht. Menschlich verständlich. Zwei Jahre lang täglich exakt Kalorien berechnen? Glaubt Ihnen kein Mensch.

Stopp! Doch! Glaubt die DGE. Jedem von uns ist einsichtig, dass jede Ernährungsstudie, jede Diätstudie genau an diesem Fehler krankt: keiner hält sich dran. Ich hatte Ihnen ja ein Beispiel aus dem Hause Ditschuneit genannt (News vom 08.08.2016).

Und die DGE beharrt unverrückbar auf ihrem Standpunkt: Wir vertreten die Wissenschaft.

Schöne Wissenschaft! Ist dieser ganze Vorgang, also auch diese eine Studie nicht einfach nur peinlich? Zeigt uns in aller Deutlichkeit, was Sie von Studien zu halten haben.

Besonders von Medikamentenstudien, die ja zu 80% von den Herstellerfirmen finanziert werden. Lächerlicher geht es ja nun wohl nicht.

Fazit: Sie kommen einfach nicht drum herum, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Selbst auszuprobieren. Zu handeln. Eigenverantwortlich. Auch und besonders wenn es um die Gesundheit geht.

Genau wie in der Politik.