Darf ich Sie einmal an die Hand nehmen und eine halbe Stunde in mein Sprechzimmer entführen? Sie teilnehmen lassen an Freud und Leid eines Mitmenschen? Natürlich ein ganz besonders exemplarischer Mitmensch, der – weil wirklich krank – in der Resignationsmedizin keine Chance hatte. Führt ja gelegentlich zum Suizid. Hören wir einfach zu:
Sei in großer Not. Starke Depression. Ständige Ängste. Fühlt sich überflüssig. Furchtbar müde und erschöpft. Selbstverständlich bei Ärzten, auch in der Psychiatrie (stationär) gewesen.
Abhilfe? Psychopharmaka. Daraufhin (daraufhin!) aktuelle Suizidgedanken. Starke gefährdet. Tabletten lieber weggeworfen. Löst aber das Problem nicht.
Was tut man? Der oberste Psychotherapeut Deutschlands, Prof. Holsboer aus München kritisiert ja seine Kollegen. Die da draußen auf dem Lande. Der meint, dass mit Gesprächen, dass mit Tabletten allenfalls im Notfall ein bisschen Zeit gewonnen werden kann. Dass die Hilfe aber eine biologische sei. So schreibt er in seinen Büchern. Heißt übersetzt: Blutanalyse. Messen.
Resultat: Staunen Sie einfach mit.
Gemessen deutlicher Mangel an Tryptophan. Heißt wenig Serotonin. Wird von den Kollegen ja blind vermutet (deshalb Tablette). Wir messen das lieber.
Massiver Mangel an Zink. Nur Zink kann aus sowieso wenigem Tryptophan wenigstens ein Restchen Serotonin produzieren.
Deutlicher Lithiummangel. Wir wissen, dass Völker mit niedrigem Lithiumspiegel eine höhere Selbstmordrate haben... Weshalb messen wir dann nicht?
Abgrundtiefer Vitamin D-Spiegel. Der Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel und Depression ist in Studien gesichert.
So also arbeitet der Molekularmediziner. Sprich der Physiker. Der Naturwissenschaftler. Dieser Körper, diese Seele musste einfach schwer depressiv sein. Mitleidige Worte sind ja richtig und gut, aber können doch...Blutwerte nicht verändern! Ein Lithiummangel ist nun mal ein Lithiummangel. Der verschwindet nicht durch gesund beten. Hier kann man, hier muss man gezielt helfen. Und das tun wir.
PS: Wissen Sie, was das Schlimmste daran war? Der junge Mann war gertenschlank, muskulös, Langstreckenläufer, lief seit Jahrzehnten täglich. Und hat sich wirklich bemüht bis hin zu TCM.
Sie kennen meinen Trick. Ich sehe den ganzen Fall, diesen traurigen Ablauf bewusst seitenverkehrt: was für eine Riesenchance! Ein Glück, dass Medizin etwas Wunderbares ist. Dass die wissenschaftlich orientierte Medizin weiß und helfen kann.
