Ich bin Ihnen noch eine kleine Überraschung schuldig. Die Auflösung des Rätsels, wie man
aus 100%... 2%
oder umgekehrt
macht
wenn Sie diesen Trick im Alltag anwenden könnten…. bei ihren Gehaltverhandlungen, bei ihren Aktien, bei der Fettverbrennung (aus 100%... 2 %? Wäre das nicht sensationell… und wenn es nur 15% wären… immer noch genug).
Sie erinnern sich? Es ging um den kleinen Trick, wie die Huffington Post aus 100% (Trump wurde gewählt) noch wenige Stunden vorher 2% machte (Trump hat keine Chance).
Damit übereinstimmte mit fast jedem Medium dieser Welt. Unvergessen die zwei flammenden Artikel von Joffe, Herausgeber der Zeit, weshalb ein Trump unmöglich, auf keinen Fall, sowieso nicht gewählt werden würde. Wie klug die alle sind. Komm ich mir dagegen immer vor wie ein kleiner Depp.
Also noch einmal, weil es ja von weltweiter Bedeutung ist und für viele Millionen Menschen ein Augenöffner war. Ihnen gezeigt hat, was Presse eigentlich bedeutet. 24 Stunden vor der Wahl stand für die Huffington Post fest, dass
Trump nur mit 2%
Clinton mit 98%
… Wahrscheinlichkeit gewählt würden. 24 Stunden später war dann das Gegenteil richtig. Aus 2% wurden 100%. Ein genialer Trick.
Wie der klappte, hat uns mit einem süffisanten Lächeln der TV-Experte Professor Jäger (Politologe, Köln?) in zwei Sätzen erklärt:
Diese Voraussage beruht auf der Auswertung der Bundesstaaten. Und da gab es viele (swing-states) mit dem voraussichtlichen Ergebnis
52% Clinton
48% Trump
Die wurden selbstverständlich als eindeutig "Clinton" gewertet. Zählte man all das zusammen, kam man eben auf 98% für Clinton. Klar.
Nun Professor Jäger mit feinem Lächeln: Solche Voraussagen wie 52% oder 48% sind selbstverständlich mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet. Meist so etwa plus minus 3%. Und dann kann ganz leicht aus 52% auch 49% werden, und aus 48% könnte 51% werden. Plötzlich wäre Trump vorne. Aufgrund der gleichen Voraussage, die jetzt allerdings korrekt ausgewertet wurde.
Was selbstverständlich nicht stattfand. Selbstverständlich nicht. Emotionale Faktoren regieren unsere Welt. So etwas wie Ideologie, Hass, Neid, instinktive Ablehnung usw.
Korrekter Journalismus, also auch nur versuchsweise objektiver hätte nicht "2% gegen 98%", sondern selbstverständlich "50-50" lauten müssen. Wenn man die Fehlerquoten mit berücksichtig hätte.
Weshalb das Ganze? Nun, würden Sie einem Kandidaten, bei dem fest steht, dass er nur 2% Wahlchancen hat, ihre Stimme geben? Die Stimme wäre verloren. Sehen Sie: Wahlbeeinflussung bei der wichtigsten Wahl dieser Welt braucht keine Russen, es genügt der Durchschnitts-Journalist.
Und die wundern sich heute – die nehmen das zum Glück zunehmend ernst – über das beleidigende Wort Lügenpresse. Schöner als mit dem Beispiel, wie aus 2% … 100% werden, kann man die Wahrheit dieses Vorwurfes nicht illustrieren.
Komm ich zur Medizin. Darum geht es ja. Es geht darum, sehr, sehr kritisch mit Ratschlägen umzugehen. Was für den einen stimmt, braucht für den anderen nicht gelten. Sie müssen wirklich immer ausprobieren. Und schon gar nicht sollten Sie der schlimmsten, oft tödlichen Lüge des Arztes glauben:
"Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit in den nächsten Wochen beträgt 2%"
so das Klinikum Nürnberg zu einer Lehrerin mit massiven Lungenmetastasen (News vom 28.11.2016) denn
es gibt im Sprechzimmer des Arztes
keine Statistik!
Wann endlich wird diese banale Wahrheit den Ärzten auf der Uni gelehrt? Freilich weiß man, dass bei hunderttausend ähnlichen Krebsfällen die Überlebensrate 2% war. Nur
das gilt nicht für den einzelnen Patienten
im Sprechzimmer steht’s eins zu eins. Arzt und Patient. Da gibt es keine Statistik mehr. Da gilt Ja/Nein. Da gilt 50/50. Immer.
Deshalb war das kritisierende Gegenbeispiel zu Doktor Strunz im Forum kürzlich so grundfalsch, so fast kriminell in meinen Augen. Eine solche oder ähnliche Aussage darf es dem Patienten gegenüber einfach nicht geben: "Sie haben nur noch 2% Chance."
Das bringt den nämlich um. Und ist auch sachlich, objektiv unrichtig.
Fazit: Statistik lässt sich in den Medien, im Journalismus glänzend missbrauchen. Die Wahl Trumps, der Brexit hat doch hoffentlich auch dem Letzten die Augen geöffnet.