… als Ärzten oft lieb ist. Patienten informieren sich. Im Internet. Und Patienten führen durchaus ein eigenes Leben. Heiraten, kriegen Kinder, erziehen die und können selbstständig denken. Dann dürfen Patienten auch einmal Beobachtungen schriftlich von sich geben. Beobachtungen, die jede Ärztekammer in Unruhe stürzen würde. Die dann, wenn ein Arzt so schriebe, zu Abmahnungen führen würde. Aber man kann ja schlecht einer Patientin das Wort verbieten, oder? Das "oder" war übrigens ernst gemeint. Dann mal los:
"Ich hatte bei Ihnen mal angefragt, wie die Heilungschancen für meine Schwester sind, die an schwerem Borderline leidet.
Leider ist bei ihr kein Durchdringen. Meiner ganz persönlichen Meinung nach wurde sie von dem System der Schulmedizin und der Pharmaindustrie regelrecht zerstört (natürlich weiß ich, dass sie nicht von ihrer Eigenverantwortung frei gesprochen werden kann)…
… aber ich habe beobachtet, wie sie therapiert und behandelt wurde. Sie hat eine regelrechte Klinikkarriere hinter sich, wurde mit Psychopharmaka regelrecht vollgestopft, die einzig und allein den Effekt hatten, dass sie nicht im Ansatz mehr der Mensch ist, der sie einst war.
Sie ist praktisch abhängig von diesem Zeug. Und eine eigene selbstbestimmte Entscheidung für ihr Leben ist ihr nicht mehr möglich. Als sie gegenüber ihren Ärzten äußerte, dass sie einen anderen, Ihren Weg (gemeint ist Dr. Strunz) ausprobieren könnte, wurde ihr regelrecht davon abgeraten. Ich kann diese Ignoranz nicht verstehen. Ich habe manches Mal den Eindruck gehabt, dass es gewollt ist, dass die Patienten ihre Heilung nicht selbst in die Hand nehmen.
Denselben Eindruck hatte ich auch damals in der Klinik, in der ich war.
Seit über 5 Jahren ist meine Schwester nun in Behandlung und ihre Situation wird immer prekärer. Kraft für ihr Leben hat sie praktisch nicht mehr und ist auf alle mögliche Hilfe angewiesen. Mir kann keiner erzählen, dass diese Entwicklung auch nur ansatzweise etwas mit Heilung zu tun hat.
Man sollte einfach so viel Rückgrat, Mut und Schneid haben, zuzugeben, dass man völlig falsch lag (gemeint sind hier die Ärzte). Und dass dieser Weg eben nicht zur Gesundung der Menschen führt.
Meine Schwester ist ja kein Einzelfall, es kommt doch sogar schon im Radio, dass immer mehr Menschen wegen psychischen Erkrankungen längerfristig krankgeschrieben werden."
Solche Briefe treffen mich genauso wie Sie. Weil wir uns hineindenken können. Weil auch wir einmal schwere Zeiten hinter uns gebracht haben. Hier aber offenbar gar kein Ausweg besteht.
Ich muss nur immer aufpassen und anmerken, dass dies zwar sehr häufig vorkommen mag, aber – hoffentlich, hoffentlich – nicht die Regel ist. Dass mir eben überproportional viele Betroffene schreiben. Denn wir alle wissen:
Ursprünglich ist der Mensch glücklich. Ursprünglich ist er schlank, fit, gesund und fröhlich. Ursprünglich strotzt er vor Lebensenergie. Dass er das im Laufe des Lebens manchmal verliert… wem sollte man hier die Schuld geben? Ich bin hier katholisch erzogen und denke immer erst einmal an mich selbst. Stimmt aber sicher nicht in jedem Fall.