Statine haben sich zur führenden Droge bei erhöhtem Cholesterin im Blut entwickelt. In Deutschland nehmen über 5 Millionen Menschen Statine. Verordnet von einem gewissenhaften Arzt. Ganz neu – ich werde berichten – April 2017 ein Konsensuspapier der Europäischen Arteriosklerose-Gesellschaft: "Cholesterin macht Arteriosklerose". Das sei unbestreitbar.
Ist zwar falsch, aber das weiß nur ein Mathematiker. Cholesterin ist eine notwendige, aber nicht eine hinreichende Bedingung für den Herzinfarkt.
Dieses Konsensuspapier wird in sämtlichen Ärztezeitschriften besprochen. Stets erweitert – völlig automatisch, ohne nachzudenken – um irgendwelche Statin-Daten. Heißt: Cholesterin und Statine gehören in Deutschland fest zusammen.
Soeben beim Abendessen ein Hautarzt aus Erlangen: Bei ihm landen die Menschen mit den großen roten schmerzhaften Flecken an den Armen. Er weiß inzwischen: Die nehmen Statine. Oder mit dem hässlich nässenden, juckenden Ekzem am rechten Unterarm. Da braucht er gar nicht nachzufragen: Sicher soeben Statin bekommen.
All dies ist völlig unbekannt.
Bekannt dagegen ist eine wesentliche Wirkung (nicht Nebenwirkung! Das ist die Hauptwirkung!) von Statinen:
Statine machen Diabetes Typ II
Lässt sich einfach nicht ableugnen. Im J Am Coll Cardiol April 2011,57(14):1535 werden drei randomisierte Studien mit Statinen besprochen. Alle drei kommen zum selben Ergebnis: Statine machen Diabetes. Genauer.
10mg erzeugen 8,11% Diabetes
80mg erzeugen 9,24% Diabetes
Und für Simvastatin:
20mg erzeugen 5,59% Diabetes
80mg erzeugen 6,4% Diabetes
Und erneut Artorvastatin:
80mg erzeugen 8,71% Diabetes
Halten wir fest: Ziemlich unabhängig von der Dosis, das heißt, schon bei geringer Dosis, entwickeln etwa 8% der Statin-Schlucker Diabetes Typ II. Na gut. Was steht dem gegenüber? Sehen Sie, jetzt kommt wieder das grelle Licht, der Scheinwerfer, den die Statin-Industrie nie anschaltet. Lassen Sie uns einmal scharf hingucken:
Statine senken Cholesterin. Unbezweifelbar. 100 Patienten mit erhöhtem Cholesterin nehmen Statin. Und senken den Cholesterinspiegel. So weit, so gut.
Nur: 95 von den 100 bekommen sowieso keine Herzkrankheit, keinen Herzinfarkt. Ob mit oder ohne Statin. Leben fröhlich vor sich hin. Hat also Cholesterin etwas mit Herzinfarkt zu tun?
Nur 5% erwischt es: Die bekommen´s mit "dem Herzen". Wenn es Männer sind (nicht Frauen) dann hilft das Statin zu 1% bis 2%. Es reduziert sich also der Anteil der Betroffenen von 5% auf 4% oder 3%.
Das verkauft uns die Statin-Industrie als 40%igen Erfolg.
Und was vergisst sie? Wenn wir nur eine einzige Hauptwirkung (nicht Nebenwirkung) herausgreifen, den Diabetes – es gibt noch viel mehr – dann erwischt es hier 8%. Also 8 von den 100 Personen. Die trifft es sicher. Helfen tun die Statine 1% oder 2%. Schützen vor dem Herzinfarkt.
Wer weiß, was Diabetes bedeutet, nämlich Erblindung, Verlust eines Beines, Rollstuhl, Dialyse, der wägt ab. Das erwarte ich von jedem verantwortungsvollen Arzt.
Die 450.000 deutschen Ärzte sind doch alle verantwortungsvoll, oder? Tja… wer verschreibt dann eigentlich die Statine?