Ärzte können durchaus denken. Auch wenn Sie, der Patient, das nicht realisieren. Auch wenn Sie glauben, dass der Arzt ein Frage- Antwort-Automat sei. So wie heute (wie jeden Tag) die Dame mit Brustkrebs. Diagnose soeben. Und jetzt der ewig lange Fragenkatalog, beginnend damit, ob Brust erhaltend operiert werden sollte, ob Chemotherapie wirklich, welche Sorte Chemotherapie, ob zusätzlich Bestrahlung, und welches Krankenhaus, welcher Professor, usw., usw.
Mich, genau wie viele andere Ärzte, beschäftigt in diesem Moment viel mehr die Frage: Weshalb überhaupt Brustkrebs? Wie konnte es dazu kommen? Wieso trifft es auch in diesem Jahr wieder 10 000de von Frauen? Die innerhalb von Minuten von fröhlichen, selbstbewussten Frauen in geschockte, verzweifelte Menschlein verwandelt werden…
Sie alle, liebe Leser, haben doch mitbekommen, was man 1984 beinah triumphierend verkündete: Endlich, endlich, endlich, hätte man zwei Inuit Frauen mit Brustkrebs gefunden. Eine Rarität. Eine Sensation. Und da hatte man Jahrzehntelang akribisch die gesamte Bevölkerung durchforscht. Heißt andersherum: Es gibt Völker ohne Brustkrebs. Ja, liest denn niemand? Verkündet denn niemand? Wäre dies nicht die wirkliche Aufgabe von Spiegel, Focus, FAZ und jedem anderen Käseblatt? Den Mitmenschen das Geheimnis der Krebsfreiheit, das Geheimnis der ewigen Gesundheit zu vermitteln? Wäre das nicht ein bisschen wichtiger als der steigende Aktienkurs?
Offenbar nicht.
Ach ja, ganz am Rande: Weshalb also ein ganzes Volk niemals Brustkrebs bekommt, finden Sie wissenschaftlich exakt begründet im Brit Med J am 27.06.2013. Wo erstmals in einer gründlichen Metaanalyse von 21 unabhängigen Studien das Geheimnis sogar in Zahlen ausgedrückt wird:
Das Brustkrebsrisiko sinkt um 5 % pro 0,1 g Anstieg von Omega 3.
Das war’s auch schon. Wenn Sie jetzt Ihren Kleincomputer (hieß früher Hirn) zur Hilfe nehmen, könnten Sie ja vielleicht ausrechnen, wie viel Omega 3 Sie wirklich brauchen. Übrigens eine sehr sorgfältige, lesenswerte Studie, die auch auf alle wenn und aber eingeht.
Quelle: BMJ 2013;346:f37062
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