Louis Grosjean
Jahrgang | 1958 |
cm groß | 1,79 |
Startgewicht: | 80 kg |
Gewicht heute: | 76 kg |
Aktivitäten: | Joggen, Fechten, Biken |
Meine Erfolgsgeschichte - Küsnacht, den 5.4.04, der Tag danach
Lieber Herr Dr. Strunz
Ich hab’s geschafft!! Mein erster Marathon in 4 Stunden 21 Minuten 30 Sekunden, nachdem ich vor 11 Monaten begonnen hatte, mein Lauftagebuch zu führen. Ich war 11 Monate lang leicht, locker und lächelnd unterwegs und gestern auch! Doch es war nicht der übliche Lauf im Wald, wo man die Vögel hört und die Rehe beobachten kann. Nein, es war anders. Ich hatte es erwartet, konnte es aber nicht richtig einschätzen.
Eine Woche lang vor dem Einschlafen las ich wieder und wieder ihre besten Tipps zum Marathon in Ihrem Buch. Ich wollte nichts vergessen, hatte keinen Mentor, Trainer oder sonst jemand, dem ich trauen konnte, außer Ihr Buch, das mir die letzten 11 Monate bewiesen hatte, dass mit täglich 30 Minuten lockerem Laufen, die Welt anders aussieht... ich meine damit die eigene Welt.
Als der Wecker um 5 Uhr abging, wusste ich: heute ist der Tag, endlich, der 4.4.04, was für ein Datum!
Ich hatte Angst, war verunsichert, dachte: Mensch, was tust du dir an, ist das wirklich nötig? Ich wusste aber, dass wenn ich wieder zu Hause bin, ich stolz sein werde, auf die Leistung die ich bringen werde. Ich wusste immer, ich werde es schaffen. Ich wusste einfach nicht, was für Unbekannte mich überraschen könnten. Das alles begann schon auf dem Weg an den Start. Diese Masse von Leuten, der Geschmack von Crème, diese Anspannung überall, wirklich keine schöne Stimmung für jemand, der im Wald sich wohl fühlt.... Dann in den Startblock, noch 3 Minuten, dann das Abzählen 10/9/...2/1 go!
Ich war wirklich aufgeregt, wollte einen tiefen Puls haben, doch der Stand schon bei 153!! Das wird sich legen, dachte ich.... nein, bei km 4 lag er immer noch bei 151! Leicht locker bleiben, das wird schon gut! Und dann Ihre Ratschläge: lass dich nicht beeinflussen von den Massen, die vorbei ziehen, nein, das wird sich legen, dachte ich, locker bleiben, sich nicht beirren lassen, ich lief locker weiter. Bei km 14 leider immer noch Läufer, die an mir vorbei ziehen, wann hört denn das endlich auf??? Locker bleiben, Du bist trainiert, das kommt alles gut.
Dann die Kleidung: ich hatte zuviel an, die kurzen Hosen wären besser gewesen, als die langen dünnen, die leichte Jacke hätte ich auch zu Hause lassen können, doch wie hätte ich meine Gels dabei haben können? Ich hatte die eigene Flasche dabei, ich wollte so laufen, wie ich meine längeren Läufe gemacht hatte, nur nicht was Neues versuchen. Klar wurde Wasser angeboten, die Bananen sah ich auch und nahm davon, auch wenn ich das nie selbst testen konnte vorher. Ich trank regelmäßig, das alle 30 Minuten, auch wenn ich nicht Durst hatte. Bei der Halbmarathonlimite schaute ich auf die Uhr: 2.08, ok, ab jetzt wird es spannend, ich werde versuchen, den 2. Teil schneller zu laufen.
Werde ich es schaffen? Was soll’s? Ich werde mein Tempo laufen, lassen wir mal die Zeit, die ist weniger wichtig als das Ankommen.
Km 30: jetzt sollte diese berühmte „Wand“ kommen. Aber auch da war ich vorbereitet, der Marathon beginnt doch erst jetzt, also will ich mich konzentrieren, leicht locker bleiben, meine Kinder erwarten mich doch, ich will ihnen zeigen was es jetzt bedeutet, „forever young“ zu sein ... Also lächelte ich ihnen entgegen, als sie mich mit großen Augen bestaunten und winkten und zu mir schrien „Hopp Papi, hopp! Ich bin euch ein Vorbild, dachte ich, ihr werdet diese Augenblicke wie ich nie vergessen, ich musste ein wenig weinen vor Freude!
So, beiss weiter, jetzt kommt der letzte Abschnitt durch die Stadt von Zürich. Ich kannte die Strecke, wusste immer, wo ich war, hatte einen klaren Kopf, das Ziel in den Augen, wie ich mit den Armen in der Luft einlaufen werde. Km 40, so, jetzt ist es praktisch geschafft. All diese Leute, die mich beobachten und ein verkrampftes Gesicht suchen, musste ich enttäuschen, ich lächelte! Ich wollte das alles ganz bewusst erleben, ich will das nie vergessen.
Das Ziel war in Sichtweite, jetzt kann ich spekulieren, einmal noch Gas geben, hey, das geht sogar, ich habe noch massenweise Reserven.... spielt keine Rolle, wenn ich zu Beginn zu langsam war, ich konnte nicht ahnen, wie ich meinen ersten Marathon schaffen werde. Ich hatte meiner Tochter versprochen die Arme im Ziel hoch zu halten für das Photo, ja, wie der Strunz im Buch, so soll ich auch aussehen und so sah ich auch aus!! Ich hüpfte im Ziel froh herum, wollte mich schon gar nicht setzen, nein, etwas trinken schrieb doch der Strunz, den Augenblick genießen und sich auf die Massage freuen.
Um 15.00 war ich in der Massage in Küsnacht bei Zürich, wo ich wohne. Die Dame meinte, dass meine Muskeln gar nicht verkrampft seien, einfach alles bestens. Dann zu Hause noch das warme Bad, eine schöne Erholung. Das Telefon klingelte immer wieder, alle wollten wissen, wie ich mich fühle. Großartig sagte ich immer. Ein Erlebnis, ein Sieg über mich, ein Beweis dafür, dass was im Buch vom lieben Herr Strunz steht nicht frei erfunden ist. Sicher ist das Buch nicht dafür geschrieben, eine Rekordzeit für einen ersten Marathon zu erreichen. Nein, es soll Menschen helfen, täglich sich zu bewegen. Und wenn sie das tun, so liegt sogar ein Marathon drin. Und das stimmt, ich hab’s erlebt.
Heute, der erste Tag danach fühle ich mich immer noch sehr gut. Vielleicht werde ich schon morgen wieder leicht locker durch die Wälder joggen. Soll ich mich bereits wieder für den nächstjährigen Marathon anmelden? Ich glaube nein. Es war schön, aber entspricht nicht meiner Einstellung zum täglichen Lauf. Sie nehmen doch oft den Adler als Vorbild. Und dazu vergesse ich nie, dass Adler nicht im Schwarm fliegen! Ich fühlte mich nicht wohl im Schwarm, lieber bin ich allein „in den Lüften“ der Wälder. Oder werde ich es trotzdem wieder tun? Einmal noch so richtig, aber dann auch zu beginn schneller laufen? Eine Zeit unter 4 oder sogar um 3 Stunden anpeilen? Werde ich diesen Ehrgeiz haben? Heute, am Tag danach will ich gar nicht so weit denken. Ich will dieses Erlebnis noch verarbeiten und lange von den Erinnerungen zerren.
Es war so schön, so wahr, so beeindruckend. Was will ich denn noch? Ich hab’s geschafft und das nur, weil ich per Zufall letztes Jahr im Zug auf dem Weg nach Florenz das Buch gelesen habe, dass mich nicht mehr los lies. „Forever young“ ja, das Prinzip des leichten Laufes, wie recht hat er doch und wie schön ist es, wenn man ein Jahr danach, ohne Besuch von Seminaren und sonstigen Schulungen sogar ein Marathon laufen kann. Auch wenn es schneller hätte gehen können, ich bin von meiner Zeit nicht enttäuscht. Ich habe keine Verletzungen und laufe gerade, ohne zu hinken, stolz und zuversichtlich, dass ich noch lange laufen werde.
Lieber Herr Strunz, ich danke Ihnen für Ihr fröhliches Buch, das gespickt ist mit humorvollen Einlagen. So schreibt nur jemand, der leicht, locker und lächelnd sein Leben lebt. Mögen das noch viele Leute lesen und leben. Ich bin froh, Sie am 26.2.04 kennen gelernt zu haben. Ich bin froh, dass Ihr Buch auf meinem Nachttisch liegt und ich immer wieder darin blättern kann. Ich bin froh, durch Sie zum regelmäßigen Läufer geworden zu sein. Ihre fröhliche Art über das Leben zu schreiben, ist eine Bereicherung. Gerne würde ich Sie wieder sehen, mit Ihnen Gedanken austauschen und noch mehr von Ihnen lernen.
© 2024 Dr. Ulrich Strunz